By Sarah Sands with Amy McKinnon
Im Folgenden geht es in erster Linie um die Materialien, die für die Vorbereitung einer Leinwand für die Ölmalerei erforderlich sind. Viele wichtige Elemente wurden vollständig weggelassen: Keilrahmen, Querverstrebungen, wie man die Leinwand spannt oder auf eine Platte montiert, Anleitungen zur Anwendung der Produkte, die Verwendung von Rückwänden, Vorwaschen usw. Einige dieser Fragen werden im Artikel über Baumwollleinwand innerhalb dieser Ausgabe behandelt oder sind leicht in anderen Referenzen zu finden. Stattdessen versuchen wir, eine viel grundlegendere und einfachere Frage zu beantworten: Welche Produkte brauchen Sie und wie viele Schichten sollten Sie auftragen?
TEST, TEST …

Wie immer begannen wir auch hier mit Tests. Im Herbst 2010 starteten wir ein umfangreiches Projekt zur Untersuchung häufiger Empfehlungen zur Vorbereitung von Leinwänden für die Ölmalerei, mit einem besonderen Schwerpunkt auf der Verwendung von Ölgrundierungen. Alle Muster wurden auf einer Cotton-Duck-Leinwand mit ca. 340 g/m2 gemäß den Empfehlungen des Herstellers angefertigt. Für das Vorgrundieren testeten wir unseren Williamsburg Rabbit Skin Glue, ein PVA-Vorgrundierung für Künstler sowie verschiedene Kombinationen von GOLDEN Polymer Medium, Matte Medium, Fluid Matte Medium, GAC 100, 200 und 400. Zwischen den Schichten wurde nicht abgeschliffen. Dann trugen wir Williamsburg Lead oder Titanium Oil Ground sowie traditionelle Grundierungen auf Öl- und Alkydbasis von anderen Herstellern als Primer auf die Leinwand auf. Auch unser acrylbasiertes GOLDEN Gesso wurde mit einbezogen, mit und ohne Vorgrundierung, da Acrylgessos heutzutage bei Weitem die gebräuchlichsten und meistverwendeten Grundierungen sind. Wir führten Haftungstests (ASTM 3559) an den Ölgrundierungen auf den verschiedenen Vorgrundierung nach sechs Monaten und dann noch einmal nach einem Jahr durch. Es wurde kein Versagen festgestellt und die Haftung scheint durchweg ausgezeichnet zu sein. Das Durchdringen von Öl, oft als Durchschlagen bezeichnet, wurde durch Untersuchung der Rückseite der Leinwände auf Anzeichen einer Verfärbung festgestellt. Derzeit sind alle Testmuster nach wie vor sehr biegsam und beim Biegen oder Falten war weder eine Versprödung noch eine Rissbildung zu bemerken.
VORLEIMEN
In der Welt des Papiers und der Stoffe bezeichnet Schlichten, oder das heute gebräuchlichere Vorleimen, die Anwendung einer breiten Palette an Materialien zum Versiegeln und Versteifen. Für die meisten mag es ein ungebräuchliches Wort sein. Es ist vom althochdeutschen Wort slihten abgeleitet, das so viel wie „ebnen, glätten“ bedeutete. (Im Englischen sizing, vom altfranzösischem sise.) Während viele Künstler weiterhin Leim für diesen Zweck verwenden, werden sowohl Polyvinlyacetat (PVA) als auch Acrylharze immer beliebter und gelten unter Konservatoren als weitaus stabiler und weniger problematisch.
Idealerweise sollte eine Vorgrundierung in den Stoff eindringen und seine Absorptionsfähigkeit und Flexibilität verringern, indem es eine Schicht bildet und die einzelnen Fasern und Fäden zusammenschließt. Es soll typischerweise nicht als Grundierung dienen, auf die Farbe aufgetragen wird und auch keine wesentliche Schicht auf der Oberfläche der Leinwand bilden. Vorgrundierungen spielen auch beim Schutz von Naturfasern vor direktem Kontakt mit trocknenden Ölen eine entscheidende Rolle, da der Oxidationsprozess die Cellulose angreifen und spröde machen kann.
Warmleim
Maler, die historische Materialien verwenden möchten, bevorzugen eher Kaninchenhautleim und andere Warmleime, die im Allgemeinen für eine straffe, sehr steife Oberfläche sorgen. Der Hauptnachteil ist natürlich, dass Konservierungswissenschaftler zunehmend darauf hinweisen, dass Warmleim der primäre Grund für die Rissbildung ist, da er sehr leicht Feuchtigkeit aus der Luft aufnimmt und abgibt, eine Eigenschaft, die man als „hygroskopisch“ bezeichnet. Dies wiederum führt dazu, dass sich die gesamte Leinwand mit einem Ansteigen oder Absinken der relativen Luftfeuchtigkeit zusammenzieht, beziehungsweise schlaff wird. Wenn die Luft beispielsweise trocken wird und die relative Luftfeuchtigkeit unter 30 % sinkt, zieht sich der Warmleim mit beträchtlicher Kraft zusammen, während er oberhalb von 70 % relativer Luftfeuchtigkeit weich wird und an Kraft verliert, und bei 80 % buchstäblich gelatineartig wird und vollständig versagt. Was das Ganze noch komplizierter macht: In diesen Situationen mit hoher Luftfeuchtigkeit bewegt sich die darunter liegende Leinwand tatsächlich in die entgegengesetzte Richtung, sie schrumpft und entwickelt einen so hohen Grad an Spannung, dass dies dazu führen kann, dass sich Grundierung und Farbe, die nicht mehr an eine feste Leimschicht gebunden sind, sogar ablösen. Es sind die Folgen dieser entgegengesetzt wirkenden Kräfte, mit Spannungen, die ständig von einer Schicht an die nächste weitergegeben werden, die letztlich die umfassende Rissbildung und die Schäden verursachen, die an so vielen älteren Gemälden zu sehen sind, die mit der Zeit immer spröder geworden sind. (Mecklenburg, 2007a, 2007b)
Für viele Maler und Behörden stellen diese Probleme das endgültige Aus für die Verwendung dieses Materials dar. Doch, um ehrlich zu sein, solange die relative Luftfeuchtigkeit zwischen 30 und 60 % gehalten werden kann, stellt Kaninchenhautleim nach wie vor das Optimum für Steifheit und Festigkeit dar, an dem sich andere Vorgrundierung messen lassen müssen.
Polyvinylacetat (PVA)
Während pH-neutrale PVA-Klebstoffe lange Zeit in der Konservierung und in den Buchkünsten verwendet wurden, bieten einige Hersteller nun Vorgrundierung auf PVA-Basis zur Vorbereitung von Leinwänden an. Diese sollten Fasern angemessen vor dem Oxidationseffekt trocknender Öle schützen und ein Durchschlagen verhindern. In unseren eigenen Tests war die Anzahl der Schichten, die zum Erreichen dieses Ziels erforderlich waren, unterschiedlich. Eine Schicht reicht auf jeden Fall für eine schneller trocknende Grundierung auf Alkyd-Basis, die wir getestet haben, während für alle langsamer trocknenden Produkte auf Ölbasis mindestens zwei Schichten erforderlich waren. Fragen Sie immer beim Hersteller nach und überprüfen Sie für Ihre eigene Anwendung, was optimal ist.
Acryl-Vorgrundierung
Acryl-Dispersionsmedien stellten beim Vorgrundieren einer Leinwand einige der haltbarsten Optionen dar, und für sehr lange Zeit blieben unsere Empfehlungen diesbezüglich relativ unverändert: Tragen Sie eine Schicht GAC 400 auf die Vorderseite auf, um den Stoff zu versteifen, gefolgt von zwei zusätzlichen Schichten GAC 100, um ein Durchschlagen von Öl zu verhindern. Viele Künstler fanden diesen zweistufigen Prozess mühsam, insbesondere da GAC 400 idealerweise thermofixiert werden sollte, um seine Wasserempfindlichkeit zu verringern – ein Schritt, den die meisten in größerem Umfang als unpraktisch empfinden würden. Glücklicherweise konnten wir bei unseren Tests dieses Problem neu untersuchen und unseren Ratschlag schließlich abändern.
Was das Blockieren des Öls angeht, können zwei Schichten GAC 100, GAC 200 und Polymer Medium die gleiche Wirkung haben, ebenso wie eine Schicht von diesen, gefolgt von einer zweiten Schicht von entweder Matte Medium oder Fluid Matte Medium. Die Haftung verschiedener Ölgrundierungen auf einer breiten Palette dieser Kombinationen fiel ebenfalls ziemlich gut aus. Alles, was wir durch die Forschung in diesem Bereich wissen, sagt uns jedoch, dass das Ölgemälde langfristig stabiler und sicherer ist, je mehr man die Leinwand versteifen kann. Und in dieser Hinsicht war GAC 200 eindeutig die beste Wahl. Man muss lediglich darauf achten, dass es eine höhere Temperatur zur Schichtbildung benötigt als unsere anderen Medien und aufgetragen werden muss, wenn die Temperatur mindestens 21 °C/70 °F beträgt.
GRUNDIERUNGEN
Für gespannte Leinwände werden die Künstler am häufigsten auf traditionelle Ölgrundierungen, schneller trocknende Alkydgrundierungen und natürlich Acrylgessos stoßen. Jede dieser Möglichkeiten hat ihre Fürsprecher und Anhänger, und alle sind brauchbare Optionen.
Traditionelle Ölgrundierungen
Diese sind üblicherweise eine einfache Mischung von weißem Pigment mit Marmorstaub und/oder Bariumsulfatgrundierung in Leinöl. Der Marmorstaub und das Bariumsulfat sorgen für Körnung und verändern die Absorptionsfähigkeit und den Glanz der Oberfläche. Im Hinblick auf Pigmente ist mittlerweile Titanweiß am üblichsten. Seine Deckkraft und Farbstärke tragen zur Verdeckung der natürlichen Vergilbungstendenz von Leinöl mit zunehmendem Alter bei. Bleiweiß hingegen ist bei Weitem die flexibelste und haltbarste Option, und es besteht Grund zur Annahme, dass es sich positiv auf das Gemälde als Ganzes auswirkt. Für Blei bestehen jedoch maßgebliche Gesundheitswarnungen und es sollte mit großer Sorgfalt verwendet werden. Eine Bleigrundierung sollte niemals abgeschliffen werden, da der entstehende Staub und die Schwebepartikel ein wesentliches Gesundheitsrisiko darstellen. Zinkoxid ist in Ölgrundierungen nicht oft zu finden, da es eine besonders spröde Schicht bildet und die aktuelle Forschung einen starken Zusammenhang zwischen seiner Verwendung und einem gesteigerten Risiko der Rissbildung und Ablösung zu einem späteren Zeitpunkt aufzeigt. Aus diesem Grund sind wir der Ansicht, dass man lieber ein wenig zu vorsichtig sein und seine Verwendung in Grundierungen ganz vermeiden sollte.
Bei Williamsburg Oil Grounds sollte man mit der weiteren Bearbeitung mindestens zwei Wochen warten, nachdem die letzte Schicht vollständig handtrocken ist. So hat die Grundierung Zeit, die aktivste Phase des Trocknungsvorgangs zu durchlaufen, wenn das Öl noch Sauerstoff aufnimmt und an Masse zunimmt. Eine umfassendere Erklärung finden Sie in unserem Artikel in Just Paint Nummer 25, „Weighing in on the Drying of Oils“.
Dunkles Vergilben ist ein sehr bekanntes Phänomen, das jedoch sehr beunruhigend sein kann, wenn man nicht damit vertraut ist. Es tritt auf, wenn eine Leinwand für längere Zeit im Dunkeln oder mit der Vorderseite zu einer Wand aufbewahrt wird. Während dieser Zeit bauen sich instabile Chromophoren auf, die eine gelbe Schattierung erzeugen, die jedoch durch Licht leicht ausgebleicht werden kann. In diesem Fall sollten Sie die vorbehandelte Leinwand der Sonne oder einer anderen Lichtquelle aussetzen. Die Vergilbung sollte dann deutlich schwächer werden oder völlig verschwinden.
Ölgrundierungen auf Alkydbasis
Diese werden im Allgemeinen als eine Art von Ölgrundierung betrachtet und vermarktet, sind jedoch eigentlich ölmodifizierte Alykdharze, die schnell trocknen und innerhalb weniger Tage zur Bemalung bereit sind. Wie bei allen Ölgrundierungen gibt es auch hier Bedenken bezüglich der langfristigen Flexibilität und Sprödheit, insbesondere bei niedrigeren Temperaturen. (Young, Hagen 2008)
Acrylgesso
Acrylgesso ist das derzeit bei Weitem am häufigsten verwendete Produkt und stellt eine Alternative zu den oben besprochenen ölbasierten Produkten dar. Es trocknet schnell, bleibt dauerhaft flexibel und bietet eine optimale Körnung und Absorptionsfähigkeit. Nicht zu verwechseln mit traditionellen Warmleimgessos, die nur auf starre Malgründe aufgetragen werden können. Um zu verhindern, dass Öl auf die Rückseite der Leinwand durchschlägt, sollten mindestens drei Schichten aufgetragen werden. Man kann auch noch mehr Schichten auftragen, um die Leinwand noch weiter zu versteifen; häufig werden 4–5 Schichten aufgetragen, um eine ziemlich steife Oberfläche zu schaffen. Eine umfangreichere Erklärung hierzu sowie einen umfassenden Blick auf die Forschung, der zeigt, dass Acrylgrundierungen problemlos unter Ölfarben verwendet werden können, finden Sie in unserem Artikel in Just Paint Nummer 24, „Using Oils with Acrylics“.
Klare Grundierungen
Ein so genanntes „klares Gesso“ ist niemals wirklich transparent, lässt jedoch die natürliche Farbe des Untergrunds durchscheinen. Während einige Produkte speziell für diese Zwecke vermarktet werden, können Künstler im Grunde jedes beliebige matte Medium verwenden, um dasselbe Ziel zu erreichen. Unsere Molding Paste ist tatsächlich ziemlich durchsichtig, wenn sie in dünneren Schichten aufgetragen wird, und unser Acrylic Ground for Pastels, der eine etwas ausgeprägtere Körnung hat, kann ebenfalls für diese Zwecke angepasst werden. Für allgemeine Zwecke empfehlen wir die Verwendung von Fluid Matte Medium, da es sich einfach auftragen lässt und widerstandsfähiger gegen langfristige Farbveränderungen ist. Wenn Sie vorhaben, Bereiche des Malgrunds und der Grundierung unbemalt zu lassen, empfehlen wir den abschließenden Auftrag einer Firnis, die vor UV-Strahlen schützt, um das Risiko des Vergilbens noch weiter zu beschränken.
ZUSAMMENFASSUNG
Die Tabelle oben fasst unsere besten Empfehlungen für die Vorbereitung von Leinwänden für Ölgemälde auf der Basis unserer aktuellen Tests zusammen. Es ist jedoch absolut notwendig, dass GAC 200 bei Temperaturen von mindestens 21 °C (70 °F) aufgetragen wird und trocknet. Wenn Sie diese Temperatur innerhalb dieses Zeitraums nicht aufrechterhalten können, verwenden Sie statt GAC 200 den Standard von einer Schicht GAC 400, gefolgt von zwei Schichten GAC 100. Dies verhindert die Durchdringung mit Öl ausreichend und sorgt immer noch für eine mäßige Versteifung. Wir haben außerdem eine Möglichkeit mit einbezogen, klare Grundierungen zu schaffen, da diese immer beliebter werden, und außerdem die fortgesetzte Bedeutung historischer Materialien wie Kaninchenhautleim berücksichtigt. Schließlich möchten wir einräumen, dass die Suche nach einem wirklich idealen System noch eine ganze Weile weitergehen wird und dass nach derzeitigem Stand zumindest das Malen auf einem starren Malgrund in Bezug auf Stabilität immer noch die beste Möglichkeit ist.
Bibliografie
Mecklenburg, Marion F., 2007a, Determining the Acceptable Ranges of Relative Humidity and Temperature in Museums and Galleries, Part 1, Structural Response to Relative Humidity, http://eprints.sparaochbevara.se/165/., 1-57. (https://repository.si.edu/handle/10088/7056)
Mecklenburg, Marion F., 2007b Determining the Acceptable Ranges of Relative Humidity and Temperature in Museums and Galleries, Part 2, Structural Response to Temperature, http://eprints.sparaochbevara.se/165/., 1-29. (https://repository.si.edu/handle/10088/7055)
Young, Christina, and Eric Hagan. 2008. Cold Temperatures Effects on Modern Paints used for Priming Flexible Supports. In Preparation for Painting: The Artist’s Choice and Its Consequences, ed. Joyce H. Townsend, Tiarna Doherty, Gunnar Heydenreich, and Jacqueline Ridge, 172-179. London: Archetype

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