Seit einiger Zeit empfehlen wir Künstlern, die mit Ölfarben auf Acrylfarben arbeiten, auf härteren, matten Acryloberflächen zu arbeiten und die Arbeit auf weicheren Gelen und glänzenden Produkten zu vermeiden. Unsere Absicht war es, die Haftung auf einer härteren Oberfläche zu optimieren und die Gefahr von Rissen zu vermeiden, wenn die Ölfarben brüchiger werden. Wir haben zwar keine Probleme mit der Haftung von Ölfarben auf irgendeiner Art von Acryl festgestellt, aber jüngste Tests haben gezeigt, dass es in bestimmten Fällen und unter bestimmten Bedingungen zu Rissen kommen kann, wenn Künstleröle auf alle von uns getesteten glänzenden Acrylfarben aufgetragen werden. Obwohl wir keine Hinweise von Künstlern auf dieses Phänomen erhalten haben, können wir diese spezielle Art der Rissbildung in unserem Labor wiederholen.
Im Folgenden finden Sie einen Überblick über unsere Tests, Ergebnisse und aktualisierten Empfehlungen für das Auftragen von Ölfarben auf Acrylfarben.
Mitte: Titanium White PW6 – über glänzendem Acrylgel auf Gator Board
Rechts: Mars Yellow Light PY42 – über glänzendem Acrylgel auf Gatorboard
Getestete Methoden und Materialien
Die Tests umfassten verschiedene Trägermaterialien: aufgespannte Leinwand, nicht aufgespannte Leinwand, Leinwandkarton, Holzpaneele, Polyesterfolien und lackierte Farbprüfkarten. Die Art des Trägermaterials hat minimale bis keine Auswirkungen auf das Ergebnis. Lackierte Farbprüfkarten waren das bevorzugte Substrat, um wiederholbare und messbare Ergebnisse zu erzielen.
Es wurden mehrere Acrylgrundierungen, Gele und Medien verschiedener Marken bewertet, darunter Acrylgessos, Formpasten, matte Medien, Acrylgele und Medien mit verschiedenen Glanzgraden sowie Acrylfarben.
Mehrere Künstlerölmarken und -farben wurden bewertet. Einige Farben wurden für eine eingehendere Untersuchung ausgewählt, weil sie die stärksten Auswirkungen der Rissbildung zeigten.
Acrylmedien und -grundierungen wurden mit einer Ziehklinge auf lackierte Karten aufgetragen, um eine gleichmäßige Schichtdicke zu gewährleisten und um zu verstehen, wie unterschiedliche Schichtdicken dieser Medien die resultierenden Effekte verschlimmern könnten. Mehrere Substrate mit älteren Acrylanwendungen wurden ebenfalls untersucht. Die Materialien wurden vor dem Auftragen des Öls mindestens drei Tage lang bei Raumtemperatur getrocknet. Das Alter des Acryls hatte keinen nennenswerten Einfluss auf die Ergebnisse.
Die Ölfarben wurden mit einem Messer auf die Testoberflächen aufgetragen und die Schichtdicken mit einem Mikrometer gemessen. Die Tests wurden mit und ohne Zusatz von alkalisch raffiniertem Leinöl, Alkydmedium und Standöl durchgeführt.
Rechts: Ölfarben, die mit dem Messer über den Acrylauftrag mit variabler Dicke gestrichen wurden.
Ergebnisse: Wann tritt Rissbildung auf?
Unsere Tests deuten darauf hin, dass Risse in der Ölschicht aufgrund dieses Phänomens in den frühen Phasen der Trocknung entstehen – wenn die Farbe vom nassen in den trockenen Zustand übergeht. Schnell trocknende Farben wie Marsgelb oder Farben, die für diese Art von Rissbildung anfällig sind, wie Ultramarinblau, können innerhalb von ein oder zwei Tagen Haarrisse entwickeln. Bei langsamer trocknenden Farben kann es Wochen oder sogar einen Monat dauern, bis sich Probleme zeigen, wenn überhaupt. Es scheint, dass sich diese Risse nicht weiter entwickeln, sobald die Farbe vollständig trocken ist.
Zusammenfassung der Ergebnisse
– Wir haben keine Rissbildung bei Ölanwendungen über GOLDEN Acrylic Gesso, Sandable Hard Gesso, Molding Paste oder mit Rabbit Skin Glue geleimten Oberflächen festgestellt, wenn diese Produkte allein verwendet werden und darüber direkt mit Ölfarben oder Ölgrundierungen gearbeitet wird. Dies gilt auch für die meisten anderen Marken von Acrylgesso, die wir getestet haben.
– Wir haben keine Probleme mit der Haftung oder Versprödung beim Malen von Ölfarben über Acrylfarben festgestellt (außer bei zinkhaltigen Ölfarben).
– Die meisten Risse treten bei Ölfarben oder Ölgrundierungen auf, denen kein Öl oder Lösungsmittel zugesetzt wurde und die direkt aus der Tube oder dem Behälter auf die Acrylflächen aufgetragen wurden. Diese Ölfarben sind ungefähr zwischen 0,05 mm und 0,25 mm dick, was der Dicke von 1-5 Blatt Büropapier entspricht. Schichten, die dünner oder dicker sind, scheinen nicht zu reißen.
– Glänzende Acrylmedien und Gele führen zu den meisten Rissen in mageren Ölschichten, die darauf aufgetragen werden.
– Satinierte, halbglänzende und matte Acrylmedien, Acrylfarben sowie Aggregatpasten und -gele können mit minimalen oder mikroskopischen Rissen in Ölschichten in Verbindung gebracht werden.
Empfehlungen
Im Folgenden finden Sie einige Empfehlungen für Künstler, die Ölfarben über Acrylfarben verwenden, sowie Vorschläge, wie Sie die Gefahr von Rissbildung verringern können. Da sich unsere Forschung ständig weiterentwickelt, können sich diese Empfehlungen ändern. Wenn wir diese Empfehlungen in Zukunft ändern, werden wir dies am Anfang dieses Artikels vermerken.
– Verwenden Sie drei oder mehr Schichten professionellen, weißen Acrylgesso als Grundierung für die Ölmalerei.
– Vermeiden Sie glänzende Acrylprodukte in jeder vorbereitenden Schicht eines Ölgemäldes. Dies gilt auch für Produkte, die wir in der Vergangenheit für die Vorleimung oder Vorbereitung von Oberflächen empfohlen haben, wie GAC 100, GAC 200 oder GOLDEN Gloss Medium.
– Fügen Sie Ölmalmedium oder Bindemittel zu Ölfarben hinzu, wenn Sie über satinierten, matten, aggregierten Produkten oder Acrylfarben arbeiten. Wir haben festgestellt, dass die Zugabe von 5% oder mehr Medium zu den Farben die Gefahr der Rissbildung deutlich verringert.
Acryl-Isolierschicht vor Ölfarben
Mit 3-4 Schichten Gesso lässt sich die Rissbildung, die mit den darunter liegenden glänzenden Acrylfarben einhergeht, verhindern. Manche Künstler möchten jedoch in der Lage sein, die Untermalung oder den Untergrund durchblicken zu lassen. Wir haben früher empfohlen, eine oder zwei Schichten Fluid Matte Medium oder Matte Medium über glänzende Acrylvorleimungen oder Acrylfarben aufzutragen, um vor dem anschließenden Auftragen von Ölfarben für zusätzlichen Halt zu sorgen, aber in einigen Fällen verschlimmert deren Zugabe die Rissbildung noch. Aus diesem Grund empfehlen wir Matte Medium oder Fluid Matte Medium nicht mehr als zusätzliche Isolierschicht über anderen Acrylprodukten in Vorbereitung auf die Ölmalerei. Modifizieren Sie stattdessen Ölfarben mit 5% oder mehr Medium oder Ölbindemittel, wenn Sie direkt über Acrylfarben oder ein mattes Acryl malen, das als lichtdurchlässiger Grund verwendet wird.
Untermalung mit Acrylfarben
Wir haben noch keine umfassende Prüfung aller unserer Acrylfarben und -formulierungen durchgeführt, aber bisher haben wir nur minimale Rissbildung über Acrylfarben verschiedener Marken im Vergleich zu Acrylmedien festgestellt. Im Allgemeinen empfehlen wir bei der Verwendung von Acrylfarben zum Untermalen von Ölfarben, die Ölfarben wie unten beschrieben zu modifizieren.
Ölfarbenanwendungen mit Öl oder Medium modifizieren
Die in der obigen Tabelle aufgeführten Acrylprodukte werden nicht mit Rissbildung in Verbindung gebracht und können ohne Bedenken verwendet werden. Wenn jedoch andere Acrylfarben in den unteren Schichten verwendet werden, einschließlich Acrylfarben, empfehlen wir, Ihre Ölfarben vor dem Malen zu modifizieren.
Wie bereits erwähnt, sollten Sie die Dicke des Ölauftrags berücksichtigen. Die Dicke der Ölschichten kann das Ergebnis beeinflussen. Unter 0,05 mm (sehr dünn) oder über 0,25 mm (dicker, aber immer noch relativ dünn) scheinen Ölaufträge nicht zu reißen.
Die Zugabe von 5 % oder mehr Standöl oder Alkydmedium oder 10 % Leinöl zu den Ölfarben kann die Rissbildung verringern oder ganz verhindern. Während die Zugabe von ein wenig Lösungsmittel zu Farbe oder Ölgrund die Ergebnisse nicht veränderte, fanden wir, dass sehr dünne lösungsmittelbasierte Farbwaschungen bei den meisten Anwendungen nicht zu reißen schienen.
Mitte: Mars Red mit Alkydmedium – Minimale Rissbildung bei 4% keine Rissbildung bei 6% und10%.
Rechts: Mars Red mit Standöl – Minimale Rissbildung bei 2% und keine Rissbildung bei 4%, 6% und10%.
Abschließend
Diese Studie zeigt die Grenzen der gemeinsamen Verwendung von Ölen und Acrylfarben auf. Auch wenn diese Informationen Anlass zur Sorge geben, ist es gut zu wissen, dass Rissbildung bei bestimmten Arbeitsmethoden vermeidbar ist.
Wir versuchen auch zu verstehen, warum dieses Phänomen beim normalen Malen mit Öl über Acryl, einer Methode, die seit Jahrzehnten von Künstlern erfolgreich angewandt wird, nicht oder nur unzureichend gemeldet wird.
Wir sind entschlossen, unsere eigenen Forschungen fortzusetzen und stehen in Kontakt mit mehreren Partnern aus der Konservierungsforschung, um dieses Problem besser zu verstehen, damit wir Künstlern und anderen Herstellern von Kunstmaterialien bessere Empfehlungen geben können.
Bitte kommen Sie am 10. Mai um 14 Uhr EDT (Link zur Veranstaltung von Allison) zu einer Facebook Live-Veranstaltung, bei der wir Ihre Fragen beantworten und unsere neuen Empfehlungen für das Malen von Öl über Acryl demonstrieren werden.
Wenn Sie Fragen oder Bedenken haben, zögern Sie bitte nicht, einen Kommentar zu hinterlassen oder uns unter EUhelp@goldenpaints.com oder 0049 (0)69-348 72 154 anzurufen.
5 Gedanken zu „Öl über Acryl überdenken“