By Sarah Sands
Einleitung
Auf unserer Website finden Künstler zu jeder Farbe, die wir herstellen, umfangreiche Informationen neben einem sehr anschaulichen virtuellen Drawdown. Wenn sie gefragt würden, wie die Farbe aussah, oder gebeten würden, einen ähnlichen Farbton zu mischen, würden die meisten instinktiv das Bild als Anhaltspunkt wählen. Einige würden sich jedoch nach dem Namen der Farbe richten oder nach dem Pigment. Wieder andere würden vielleicht mit Hilfe des Munsell-Farbsystems nachsehen oder sogar die CIE L*a*b-Werte in Photoshop® eingeben. Doch welche dieser Methoden ist die genaueste, um wirklich präzise zu bestimmen, welche Farbe diese Farbe ist? Das Folgende ist ein Versuch, diese Frage zu beantworten oder zumindest in Angriff zu nehmen und mit einigen zusätzlichen Tools und Definitionen zu ergänzen.
Ein Rosé mag sich unter anderem Namen genauso gut mischen lassen, aber wenn es eigentlich ein Quinacridonrot PV 19 ist und nicht als solches gekennzeichnet, entspricht es nicht den Vorschriften der American Society for Testing and Materials. Diese Organisation, besser bekannt unter der Abkürzung ASTM, ist weitgehend für die Festlegung von Mindeststandards für Tests und Qualität von Künstlermaterialien zuständig. Doch ihre Arbeit findet größtenteils unbemerkt statt. Wenn Künstler überhaupt schon einmal von ihr gehört haben, dann für gewöhnlich durch Lesen des Kleingedruckten auf der Rückseite von Farbtuben, wo der Satz „Entspricht ASTM D 4236“ bei den Angaben zu Gesundheitsrisiken auftaucht, oder vielleicht durch ihre verbreitet eingesetzten Bewertungen der Lichtechtheit. Weit weniger bekannt ist jedoch, dass die Anforderungen der ASTM für die Etikettierung von Künstlerfarben (D 5098-03) eine solch entscheidende Rolle spielen, wenn wir über Farben sprechen. Diese Normen wurden erstmals 1984 veröffentlicht und bieten, abgesehen von den staatlicherseits geforderten Gesundheitswarnungen, wortwörtlich die einzige Versicherung, dass Farben präzise etikettiert werden. Wann immer eine Tube oder eine Dose mit Farbe nicht eindeutig angibt, dass sie diesen Richtlinien entspricht, können Künstler weitgehend im Dunkeln darüber bleiben, was sie kaufen. Leider haben bislang nur wenige Unternehmen außer GOLDEN diese Normen jemals vollständig befolgt. Es stimmt, die Einhaltung war immer freiwillig, doch man sollte bedenken, dass es sich hierbei um Mindestanforderungen handelt, und Künstlern präzise und einheitliche Informationen zu geben, sollte eigentlich ein selbstverständlicher Teil der Mission und Verantwortung jedes Herstellers sein.
Die Normen selbst sind ziemlich unkompliziert und beschäftigen sich, abgesehen von Platzierungsfragen, mit drei Hauptanforderungen: Das Etikett muss die Lichtechtheitsbewertung für die Farbe enthalten, jedes in der Farbe enthaltene Pigment sowohl mit der offiziell gebräuchlichen Bezeichnung als auch mit dem C. I. Generic Name angeben, und das Wort „Ton“ (bzw. bei der englischen Bezeichnung „Hue“) muss Bestandteil der Farbbezeichnung sein, sobald ein anderes Pigment ein normalerweise angegebenes ersetzt. Wie in den Normen festgelegt, bezieht sich der Begriff nicht nur auf bekannte Beispiele wie Kadmiumrotton (Cadmium Red Hue), das darauf hinweist, dass kein Kadmiumpigment enthalten ist, sondern auch auf eine lange Liste nicht mehr hergestellter historischer Farben wie Indischgelb, Van-Dyke-Braun und Saftgrün. Da die Norm nicht strikt eingehalten und das Wort „Ton“ bzw. „Hue“ sehr frei verwendet wird, wird es oft als Kennzeichen für kostengünstig oder billig hergestellten Farbersatz verstanden, wohingegen die eigentliche Absicht meist darin besteht, sicherere, dauerhaftere und ansonsten nicht mehr erhältliche Farben auf ehrliche Weise anzubieten.
Farbindex
Wenn man von Farben und Pigmenten spricht, muss man früher oder später auch den Color Index ansprechen. Diese umfangreiche Zusammenstellung endloser Zeilen von Einträgen ist so etwas wie der heilige Gral für jeden, der genau wissen möchte, woraus die Farbe in der Tube eigentlich besteht. Er wurde erstmals 1925 von der Society Of Dyers and Colourists of the UK veröffentlicht, die ihn derzeit gemeinsam mit der American Association of Textile Chemists and Colorists verwaltet, und ist der offizielle Index aller kommerziell erhältlichen Farbmittel. Jedes Pigment, das ein Künstler heutzutage je verwenden könnte, ist dort zu finden, zusammen mit jenen für sämtliche anderen Branchen. Die Einträge sind nach Farben sortiert, jeder ist mit einem C.I. (Color Index) Generic Name, einer Constitution Number und einer Liste gebräuchlicher Namen im Zusammenhang mit dem Farbstoff oder Pigment versehen. Bis sich das Ganze jedoch auf einem Etikett wiederfindet, hat es üblicherweise die eher kryptische Form eines Codes angenommen: PY 43, PB 29 usw.
Einen Großteil der Informationen zu einem kompletten Eintrag aufzuschlüsseln, ist eigentlich nicht schwierig, wenn man ein paar Grundlagen kennt:
• Der C.I. Generic Name, den man meist auf einem Etikett findet, besteht immer aus drei Komponenten:
– Art des Farbmittels
Diese wird durch den ersten Buchstaben angegeben. Für unsere Zwecke, also für Künstlerfarben, sind Pigmente am wichtigsten, die durch ein P gekennzeichnet sind. Andere Möglichkeiten, wie D (Dye, Direktfarbstoff) oder S (Solvent Dye, lösungsmittellöslicher Farbstoff) sind in anderen Branchen gebräuchlicher.
– Farbton
Es gibt zehn mögliche Kategorien: R (Rot), O (Orange), Y (Gelb), G (Grün), B (Blau), V (Violett), Br (Braun), W (Weiß), Bk (Schwarz), M (Metallic)
– Indexnummer
Pigmenten wird die zu dem Zeitpunkt ihrer Aufnahme nächste verfügbare Seriennummer innerhalb der oben genannten Farbkategorien zugewiesen. In der Reihenfolge können Lücken auftreten, wenn Pigmente obsolet werden und im Laufe der Zeit entfernt werden.
• Constitution Number
Diese findet sich etwas seltener auf Etiketten und eher in vollständigeren Auflistungen wie unserer Pigment-ID-Tabelle oder den Farb-Drawdowns auf unserer Website. Sie ist eine zugewiesene fünfstellige Nummer auf Basis der chemischen Struktur eines Farbmittels, wenn es vom Hersteller auf den Markt gebracht wird.
• Gebräuchliche Bezeichnungen
Eine Liste gebräuchlicher, allgemein anerkannter Namen für das Pigment. Diese unterscheidet sich von den Listen der häufig markeneigenen Namen, die Farb- und Pigmenthersteller ihnen möglicherweise geben.
Wenn wir uns also noch einmal eines unserer früheren Beispiele ansehen, stünde PB 29 für Pigment Blau 29 oder den 29. Eintrag für blaue Pigmente. Seine Constitution Number, 77007, würde sich auf seine chemische Einordnung als Polysulfid oder Aluminiumnatriumsilicat beziehen. Sein gebräuchlicher Name wäre das bekannte Ultramarinblau.
Wie hilft uns das nun weiter? Wo ist die Verbindung zwischen Code und Farbe? Die bei Weitem größte Stärke und der größte Wert dieses Systems ist, dass es dem Künstler eine international anerkannte, normierte und zuverlässige Möglichkeit bietet, zu wissen, welche Pigmente genau in einer Farbe enthalten sind. Selbst wenn ein Produkt einen bekannten Farbnamen verwendet, der in keinerlei Beziehung zu den tatsächlichen Inhaltsstoffen steht und daher nicht den ASTM-Normen entspricht, kann man sich hoffentlich auf die Informationen des Color Index verlassen. Warum „hoffentlich“? Weil trotz der existierenden Normen die Richtigkeit der Etiketten nach wie vor in hohem Maße Vertrauenssache ist, da die ASTM keine Durchsetzungsfunktion hat. Während es einigen scheinen mag, als raubten diese Codes und Regeln den Farbtuben, die sie kaufen, auch noch das letzte bisschen Poesie, ermöglichen sie dem Künstler immerhin, genau zu wissen, was er einkauft.
Einige Einschränkungen
So grundlegend und zuverlässig der Color Index auch sein mag, er hat seine Grenzen. Der Index ist mit Sicherheit nützlich, um herauszufinden, welche Pigmente sich in einer bestimmten Farbtube befinden, doch das allein sagt einem Künstler noch nicht unbedingt etwas über den tatsächlichen Farbton. Der Grund hierfür liegt darin, dass viele verschiedene Nuancen und Qualitäten eines Pigments dieselbe Bezeichnung im Color Index haben können. Wenn man einen Pigment-Lieferanten nach Ultramarinblau fragt, kann das durchaus bedeuten, dass man eine Auswahl von 15 oder mehr verschiedenen Nuancen mit überraschend großen Variationen erhält, die letztlich jedoch alle authentische PB 29 sind. Bei Kadmiumfarben sieht es ähnlich aus. PR 108 kann für ein sehr warmes Kadmiumhellrot stehen oder für ein sehr viel kühleres und tieferes Kadmiumtiefrot. PY 35 ist ebenso Kadmiumgelb zitron als auch Kadmiumgelb dunkel – zwei äußerst unterschiedliche Farben mit identischer Farbindex-Bezeichnung und sogar identischer Constitution Number. Auch synthetische sowie natürliche Eisenoxide weisen eine überraschend große Bandbreite an Farbnuancen auf. PR 101 bezeichnet ein synthetisches Eisenoxid und bezieht sich sowohl auf das dichte und opake Violettoxid als auch auf das sehr durchsichtige Eisenoxidrot transparent, während Pbr 7, ein natürliches Oxid, alle von Umbra natur bis Siena gebrannt abdeckt. Auch die moderneren organischen Pigmente kommen nicht so leicht davon. PV 19 bezeichnet sowohl Quinacridonviolett als auch Quinacridonrot. Um das Ganze noch komplizierter zu machen, kann sich ein gebräuchlicher Name auf verschiedene Pigmente beziehen. „Siena natur“ kann beispielsweise entweder für PY 43 oder für Pbr 7 verwendet werden, die sich auch dieselbe Constitution Number teilen, weil ihre chemische Basis im Grunde dieselbe ist, der Unterschied in der Farbnuance rührt vom unterschiedlichen Kalzinierungsgrad oder spezifischen Mineralien her. Doch das ist kein Grund zur Verzweiflung – die Kavallerie der Farbbezeichnungen eilt Ihnen bereits zu Hilfe.
Kolorimetrie und das Messen von Farben
Da der Color Index in erster Linie kommerziell erhältliche Pigmente katalogisieren soll, bietet er nicht die erforderlichen Instrumente für eine wirklich präzise Klassifizierung von Farben. Da hierfür eine geeignete Methode erforderlich war, mussten sowohl die Industrie als auch die Wissenschaft verschiedene Farbraummodelle und Analysemethoden aus der Kolorimetrie heranziehen, dem Gebiet, das sich mit der quantitativen Messung von Farbe im Allgemeinen beschäftigt. Diese Technologien und Systeme sorgten schließlich für eine neutrale, objektive Sprache, mit denen sich der exakte Farbton jeder wahrnehmbaren Farbe präzise festhalten, vergleichen und mitteilen ließ. In den folgenden Abschnitten werden wir die zwei Modelle beschreiben, die zu diesem Zweck am häufigsten angewendet werden, CIE Lab und Munsell, und uns dann alternative Systeme wie CMYK und RGB ansehen, die im Druckereiwesen beziehungsweise in der Display-Industrie üblicherweise verwendet werden.
CIE LAB
1976 entwickelte die Commission Internationale d’Eclairage (CIE), eine Organisation, die die offiziellen Normen für die wissenschaftliche Farbmessung verfasst, ein Farbmodell namens CIE Lab (oder, um ganz genau zu sein, CIE 1976 L*a*b*). Ziel war es, ein System zur Beschreibung aller wahrnehmbaren Farben zu schaffen, das sowohl einheitlich als auch geräteunabhängig war. „Einheitlich“ bedeutet hier, dass auf gleiche Weise gemessene Abstände im Farbraum idealerweise auf gleiche Weise wahrgenommenen Farbunterschieden entsprechen, wie sie von einem durchschnittlichen Betrachter gesehen werden. Der durchschnittliche Betrachter ist ein Konstrukt, das die CIE auf der Grundlage umfangreicher Untersuchungen darüber geschaffen hat, was eine Person mit normaler Sehkraft wahrnehmen könnte. „Geräteunabhängig“ bezieht sich auf einen Farbraum, der unabhängig von den inhärenten Beschränkungen eines bestimmten Mediums oder Gerätes ist, wie zum Beispiel eines bestimmten Druckers oder Monitors. Da CIE Lab frei von diesen Beschränkungen ist, kann es Farben so wiedergeben, wie sie vom menschlichen Auge wahrgenommen werden, und als beinahe universeller Übersetzer zwischen verschiedenen Farbräumen dienen, die diesen verschiedenen Geräten eigen sind. Demzufolge hat sich CIE Lab als Ergebnis dieser Stärken zum meistgenutzten und maßgeblichen Standard für alle Farbmanagementsysteme und all jene Situationen entwickelt, in denen Informationen auf geräteunabhängige Weise berechnet und mitgeteilt werden müssen. CIE Lab ist außerdem entscheidend für die Formeln, die zur Ermittlung der ASTM Lichtechtheitsbewertungen herangezogen werden, sowie für die Vorgänge zur Farbabstimmung, Farbanalyse und zur Gewährleistung der Einheitlichkeit sowohl roher Pigmente als auch fertiger Farben in jeder Charge bei GOLDEN.
Vom Konzept her ist der tatsächliche CIE Lab-Farbraum ziemlich leicht zu verstehen. Wie bei allen dreidimensionalen Modellen kann jeder beliebige Punkt anhand dreier Koordinaten definiert werden, die an ihrer jeweiligen Achse markiert sind. CIE Lab nutzt zur Ortung jeder Farbe folgende Variablen:
L*: Helligkeit oder Wert. Die Skala reicht von 0 (Schwarz) bis 100 (Weiß).
a*: Rot-Grün-Komponente. Eine negative Zahl ist grüner, eine positive ist röter.
b*: Blau-Gelb-Komponente. Eine negative Zahl ist blauer, eine positive ist gelber.
Diese Messungen erfolgen mit einem präzise kalibrierten Spektrophotometer unter von der CIE festgelegten Normen. Als Beispiel hier ein typisches Messergebnis für eine GOLDEN Heavy Body Acrylfarbe:
CIE L*a*b*-Werte: L*78,51, a*18,46, b*89,29
Durch einfaches Betrachten der Zahlen wäre es schwierig, herauszufinden, um welche Farbe es sich genau handelt. Der hohe L*-Wert spricht dafür, dass die Farbe relativ hell ist, während a* eine leichte Rötlichkeit anzeigt und b* eine sehr starke gelbe Komponente. Wenn man sich dann ein sehr helles, leicht warmes Gelb vorstellt, liegt man damit im Grunde richtig. Was sogar noch wichtiger ist: Man kann diese Zahlen jedem Menschen weltweit geben, der über die entsprechende Software und die nötigen Instrumente verfügt, und er sollte in der Lage sein, mit ziemlicher Genauigkeit die Farbe Hansagelb mittel zu erzeugen. Es mag nicht die poetischste Weise sein, eine Farbe zu vermitteln, die eher mit Sonnenlicht und Zitronen assoziiert wird, aber was an Poesie verloren geht, wird an Präzision gewonnen.
Munsell
Neben CIE Lab ist das Munsell-Farbsystem das vielleicht am weitesten verbreitete und meistgenutzte weltweit. Es wurde ursprünglich 1905 von dem amerikanischen Künstler und Pädagogen Albert H. Munsell geschaffen und war mit Sicherheit nicht der erste Versuch, Farben in eine logische Reihenfolge zu bringen, aber es war der erfolgreichste Versuch, ein System zur Bezeichnung von Farben innerhalb eines systematischen Raums aufzustellen. Er baute sein System um drei Eigenschaften herum auf: den Farbton oder die Eigenschaft, die eine Farbe von einer anderen trennt; die Chrominanz, ein Konzept ähnlich der Sättigung; und den Wert, das heißt, wie hell oder dunkel eine Farbe ist. Diese wurden dann zu einem unregelmäßigen dreidimensionalen Modell zusammengestellt, den er als „Farbbaum“ bezeichnete, mit einer zentralen Wertskala, die von Schwarz über neun achromatische Grautöne bis zu Weiß in der Mitte reichte, wodurch ein vertikaler „Baumstamm“ von als gleichmäßig wahrgenommenen Farbwertstufen entstand. Um diesen Kern herum wurden in gleichmäßigen Abständen fünf grundlegende Farbgruppierungen arrangiert: Rot, Gelb, Grün, Blau und Violett, weiter unterteilt durch die fünf Mischungen zwischen ihnen. Die Chrominanz wurde entlang einer Skala von ebenfalls als gleichmäßig wahrgenommenen Stufen gemessen, die vom gesättigtesten Zustand einer bestimmten Farbe bis zum entsprechenden Grau desselben Farbwerts reichte.
Die einheitliche Einordnung der drei Hauptaspekte von Farben in als gleichmäßig wahrgenommene gleiche Unterteilungen in alle Richtungen war eine der wichtigsten und deutlichsten Eigenschaften von Munsells Modell und hatte einen grundlegenden Einfluss auf nahezu jedes wichtige System, das auf dieses folgte. (Landa, Fairchild, 2003) Durch weitere Unterteilungen dieser drei Haupteinteilungen in noch kleinere Intervalle konnte jede Farbe innerhalb des Farbraums ganz einfach aufgrund von Farbton, Farbwert und Chrominanz bezeichnet werden. Die Spezifikation für unser früheres Beispiel GOLDEN Hansa Yellow Medium lautet beispielsweise: Farbton 2,0Y, Wert 7,75, Chrominanz 16,8 und lässt sich auch in der Form H V/C (Hue = Farbton, Value = Farbwert, Chroma = Chrominanz) darstellen, bekannt als Munsell-Bezeichnung: 2Y 7,75/16,8.
Dabei muss unbedingt darauf hingewiesen werden, dass Munsell-Werte üblicherweise durch den direkten Vergleich einer gegebenen Farbreferenzkarte mit vorgefertigten Farbchips bestimmt werden, die in einem Atlas angeordnet sind. Dieser Ansatz unterscheidet sich stark von den Spektrophotometer-Messungen, die CIE Lab ausschließlich heranzieht. Selbst wenn die Farben mit sehr großer Sorgfalt vor einem neutralen Hintergrund und unter kontrollierten Lichtverhältnissen untersucht werden, hat diese Art von System von Natur aus ihre Grenzen. Ein gewisses Maß an subjektiver Beurteilung und Interpretation ist unvermeidlich, solange menschliche Wahrnehmung beteiligt ist, daher können verschiedene Anwender leicht zu verschiedenen Schlussfolgerungen gelangen. Das Munsell-System ist auch durch den begrenzten Farbraum bei der Erzeugung der Farbchips eingeschränkt, noch mehr als durch den menschlichen Wahrnehmungsbereich. Und natürlich müssen die Farbreferenzkarten wiederholt und akkurat nach einem strengen Standard hergestellt werden, sie können im Laufe der Zeit an Qualität einbüßen und jeder, der dieses System anwendet, benötigt ein Exemplar des Farbatlanten als Referenz. Doch abgesehen davon ist es noch immer eines der am leichtesten verständlichen Modelle und, innerhalb seiner Grenzen, ein wertvolles Instrument für alle, die eine relativ genaue, flexible und intuitive Methode zur Bewertung von Farben möchten.
Andere Farbmodelle
Geräteabhängig – RGB und CMYK
Während CIE Lab und Munsell wunderbare Beispiele für allgemeine Ordnung und verständliche Struktur sind, muss man nicht lange suchen, um auf die weitaus widerspenstigere Welt der Computerbildschirme und Drucksachen zu stoßen. Bildschirme, Fernseher, Drucker, Scanner, Digitalkameras und sogar Smartphones, alle haben eine eigene Art von Farbraum. Ebenso haben die meisten von uns schon die manchmal drastischen und unvorhersehbaren Farbveränderungen erlebt, wenn dasselbe Bild auf verschiedenen Geräten gedruckt oder auf verschiedenen Bildschirmen angezeigt wird. Jedes Gerät scheint seine eigenen Spezifikationen, seine eigene Art der Interpretation derselben Farbdaten und seine eigenen spezifischen Einschränkungen zu haben. Jeder Hersteller, so wird uns schließlich klar, sieht Farbe ein wenig anders.
Größtenteils arbeiten alle diese Geräte mit einer Variante der Farbmodelle RGB oder CMYK, die sich stark von den zuvor vorgestellten Systemen CIE Lab und Munsell unterscheiden. In Letzteren bezeichnete ein Satz gut definierter Variablen eine bestimmte, einzigartige Farbe. Die Werte von RGB und CMYK hingegen beschreiben Verhältnisse zwischen generalisierten Eingangsgrößen: additive Primärfarben bei Licht im Falle von RGB oder subtraktive Primärfarben bei Tinten im Falle von CMYK. Anstatt eine Farbe zu bezeichnen, scheinen sie also eher eine Art Rezept für deren Mischung bereitzustellen. Da jedes Gerät diese Werte nur auf Grundlage seiner eigenen Parameter interpretieren kann, wurden diese Systeme schließlich als „geräteabhängig“ bekannt. (Fraser, 1995)
RGB
RGB steht für „Rot Grün Blau“ und ist der Farbraum, der meist auf Displays wie Computerbildschirmen und Fernsehern zu finden ist. Er beschreibt Farbe in Form verschiedener Rot-, Grün- und Blaulichtanteile. Geometrisch wird er oft als Würfel dargestellt, bei dem Rot, Grün und Blau drei Eckpunkte einnehmen, Weiß, Schwarz und die sekundären Mischfarben die übrigen. Jede Position innerhalb des Raums wird durch drei Werte definiert, häufig ausgedrückt in einer Spanne von 0–255, die den relativen Anteil der drei Primärfarben darstellen. Das reinste Rot, das in diesem System definiert werden kann, würde beispielsweise so beschrieben: R:255 G:0 B:0. Ein Satz von RGB-Werten sagt uns jedoch noch nicht, welche Farbe wir sehen würden. Hierfür müsste man wissen, zu welcher bestimmten Version des RGB-Systems die Werte gehören, und sie dann auf einem Bildschirm darstellen, der ebenfalls auf diesen spezifischen Farbraum kalibriert wurde. Selbst im Falle eines reinen Rot, bei dem immer das am meisten gesättigte Rot erzeugt wird, das ein Gerät zu bieten hat, bleibt die Frage: Welches Rot ist das? Je nachdem, ob es sich um ein Smartphone, HDTV, einen LCD-Bildschirm oder ein CRT handelt, und wenn man noch alle anderen denkbaren Variablen hinzufügt, gibt es keine Möglichkeit, es wirklich zu wissen.
CMYK
Eine Version dieses Farbraums, der den meisten bekannt ist, die sich mit Grafik oder Druck beschäftigen, wird in nahezu jedem Farbdruckvorgang verwendet – von den schicksten Reproduktionen bis hin zu den simpelsten Tintendrucken. In der am weitesten verbreiteten Form verwendet das System Tinten in den Farben Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz, um die gesamte Farbpalette zu erzeugen. CMYK-Werte werden in prozentualen Anteilen angegeben, die den Dichtheitsgrad jeder Tinte widerspiegeln. Eine Farbe, die Siena gebrannt ähnelt, könnte beispielsweise so dargestellt werden: C25, M70, Y90, K35. Doch wie wir bereits bei RGB gesehen haben, stellen diese Werte nur Mengen verallgemeinerter Farbmittel dar und beschreiben nicht einen bestimmten Farbton innerhalb eines unveränderlichen Farbraums. In dieser Hinsicht kann CMYK sogar noch unsicherer sein als RGB. Der Druckertyp, das verwendete Tintensystem, die Druckunterlage und sogar die Umgebungsbedingungen wirken sich alle auf die Fähigkeit dieses Modells aus, eine bestimmte Farbe zuverlässig wiederzugeben. Selbst die Art des Eingabegeräts wirkt sich auf das Ergebnis aus. Schließlich hat CMYK, da es auf eine relativ kleine Anzahl an Tinten beschränkt ist, auch bei Weitem den am stärksten eingeschränkten Farbraum innerhalb der von uns betrachteten Farbmodelle. Selbst wenn die Anzahl der Tinten erweitert wird, wie bei vielen der derzeitigen Systeme, die sechs und acht Farben verwenden, bleibt es dennoch hinter dem zurück, was mit anderen Systemen ausgedrückt werden kann.
Benannte Farbräume
Es gibt die unterschiedlichsten proprietären Systeme, gelegentlich auch als „Named Color“-Profile bezeichnet, die eigentlich keine echten Farbmodelle im wahrsten Sinne des Wortes sind. Keines von ihnen versucht, einen vollständigen, allgemeinen Farbraum zu erzeugen, wodurch sie für das Messen oder das Übersetzen von Farben außerhalb ihrer festen Systeme unbrauchbar sind. Sie sind eher schlicht große Zusammenstellungen präzise kolorierter Chips, die in zahllosen Musterbüchern katalogisiert sind. Sie dienen als eine Art visuelles Steno, eine Möglichkeit für Designer, Grafiker und andere Fachleute, vorgefertigte, standardisierte Sammlungen fester Farben für schnelle Referenzen und Spezifizierungen zu nutzen. (Apple, 2005)
Diese Systeme mögen zwar für die Schaffung komplexer Bilder nicht sehr hilfreich sein, ermöglichen jedoch ein hohes Maß an Kontrolle, da ihre Formulierungen spezifisch an das Farbsystem eines bestimmten Unternehmens und sogar das verwendete Papier und die Beschichtungen gebunden sind. Durch diese detaillierte Kontrolle des Prozesses werden die inhärenten Probleme vermieden, die wir zuvor bei CMYK festgestellt haben, bei dem die Parameter offen und variabel bleiben.
Pantone®
Pantone ist der bei Weitem bekannteste Namen auf diesem Gebiet und das Pantone Matching System (PMS) ist ein exklusiver Satz von tausend standardisierten, präzise gedruckten Farben. Das gesamte System ist auf beschichteten, unbeschichteten und matten Karten erhältlich, zusammen mit entsprechenden speziellen Tintenrezepturen, anhand derer Drucker sie akkurat reproduzieren können. Diese Farbleitfäden haben internationale Anerkennung als Standardreferenz erlangt, und theoretisch kann jeder überall jede Farbe reproduzieren, indem er sie im entsprechenden Pantonebuch nachschlägt und einen Satz proprietärer Tinten im angegebenen Verhältnis mischt. Gelegentlich erhält GOLDEN Anfragen für Farben nach bestimmten Pantonenummern, die unser Custom Lab gerne zusammenstellt. Die PMS-Bezeichnung jeder unserer Farben finden Sie, indem Sie eine der virtuellen Farbskalen auf unserer Website aufrufen und auf das gewünschte Farbmuster klicken. Auf dem großen Drawdown, der dann angezeigt wird, ist der Wert des Pantone Matching System angegeben, z. B. „PMS 123“, das unserem Hansa Yellow Medium entspricht.
Andere Begriffe aus der Farbensprache
Neben diesen umfassenden Klassifikationssystemen gibt es eine ganze Reihe anderer Begriffe, die Künstler häufig verwenden und die man sich merken sollte:
Organisch/anorganisch
Diese Kategorien beziehen sich spezifisch auf die Chemie eines Pigments und nicht auf seine Farbe, Künstler verwenden diese Unterscheidung gelegentlich, wenn sie eine Kaufentscheidung treffen. Die organischen Pigmente werden synthetisch aus Erdöl und Erdgas hergestellt und sind nach der Tatsache benannt, dass sie auf Kohlenstoffkomponenten basieren, der definierenden Eigenschaft organischer Chemie im Allgemeinen. Die anorganischen Farben hingegen bestehen im Allgemeinen aus Kristallen von Metalloxiden, von denen viele im Tagebau gewonnen werden, die aber auch genauso gut synthetisch hergestellt sein können, zwei Beispiele hierfür sind Ultramarinblau und synthetische Eisenoxide.
Dieser letzte Punkt ist wichtig, da häufig fälschlicherweise angenommen wird, dass die Begriffe organisch/anorganisch auch eine Unterscheidung zwischen synthetischen, künstlich hergestellten Pigmenten und grundlegenderen Pigmenten beschreiben, die aus natürlichen Quellen stammen. Die Wahrheit ist, dass die große Mehrheit der Pigmente – selbst native Erdfarben – auf ihrem Weg zum Hersteller einer umfangreichen Verarbeitung in riesigen Industrieanlagen unterzogen werden.
Transparent/deckend
Derzeit gibt es keine Normen für die Messung der Transparenz oder Deckkraft einer Farbe, und die meisten Bewertungen, einschließlich unserer, erfolgen anhand der Untersuchung auf ähnliche Weise erstellter Muster und der Bewertung im Verhältnis derselben zueinander. Die Schwierigkeit liegt dabei darin, dass viele Pigmente, die von Natur aus transparent sind, ziemlich stark und deckend erscheinen, wenn sie in voller Stärke direkt aus der Tube verwendet werden, insbesondere wenn sie mit einer hohen Pigmentladung hergestellt wurden. Phthalo-Blau ist ein hervorragendes Beispiel hierfür. In einem 10 mil Drawdown wurde es als gleichwertig mit üblicherweise deckenderen Farben wie Kobaltblau, Pyrrolrot und Kadmiumorange eingeordnet. Wenn es jedoch sehr dünn aufgetragen, mit einem Gel gemischt oder mit einem Medium verlängert wird, zeigt Phthalo-Blau seine andere Seite und wird eine transparente Farbe, die sich wunderbar für Lasuren eignet.
Massenton/Unterton
Der Massenton einer Farbe ist schlicht ihre Farbe, wenn sie dick genug aufgetragen wird, um einen Untergrund vollständig zu überdecken. Keine anderen Farben scheinen von unten hindurch. Der Unterton hingegen wird sichtbar, wenn die Farbe sehr dünn auf einem Untergrund verteilt wird. Bestimmte Farben, wie die Kadmium- und die Kobaltfarben, haben ähnliche Massen- und Untertöne. Bei den transparenten organischen Farben wie den Quinacridon- oder Phthalo-Farben kann sich der Unterton ziemlich von dem unterscheiden, was man erwarten würde.
Farbstärke
Dies ist die Fähigkeit einer Farbe, den Charakter einer anderen Farbe zu verändern. Diese wird ermittelt, indem man zu jeder Farbe dieselbe Menge Titanweiß hinzufügt und die sich daraus ergebende Stärke der Farbmischung betrachtet. Farben mit geringerer Farbstärke erzeugen helle Pastellmischungen. Farben mit höherer Farbstärke erzeugen dunklere Mischungen.
Andere Ressourcen:
Die grundlegende Literatur zu Farbtheorien, Nomenklatur und Modellen ist zu umfangreich, um sie hier aufzulisten. Eine vollständige Liste von Büchern, Websites und anderen Ressourcen, auf die wir uns in diesem Artikel bezogen haben, wird unter ww.goldenpaints.com/justpaint/index.php bereitgestellt.
Zudem hat sich GOLDEN um die Veröffentlichung zweier Bücher zu Farbtheorie und Traditionen verdient gemacht. Diese sind auch weiterhin bei uns erhältlich und bieten einen wunderbaren Ausgangspunkt, wenn Sie sich für eine zugängliche Untersuchung und eine Einführung in die umfangreiche Geschichte dieser Gebiete interessieren.
Bibliografie zum Artikel
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Online Resources
Color Space Conversion Tools
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