Es ist schon seit Langem ein Problem. Das besagen zumindest die historischen Aufzeichnungen. Flecken. Einschlagen. Matte Stellen. Ölmalern sind all diese Begriffe wohl bekannt, die Bilder von Hautkrankheiten ebenso heraufbeschwören wie die bemalter Oberflächen. Doch welche Bezeichnungen man auch wählt, was sie bedeuten, ist klar – ein unerwünschtes Ärgernis, einen widerlichen Eindringling im kreativen Prozess. Was Gegenmaßnahmen betrifft, reichten die traditionellen und überlieferten Gegenmittel über die ganze Bandbreite von Ausölen mit verschiedenen Rezepturen bis hin zur Anwendung verschiedenartiger Retuschierfirnisse. Was ist die aktuelle Meinung zu dieser Frage? Was könnte die Ursache sein und was die beste Lösung? Das Folgende ist keine erschöpfende Abhandlung zu diesem Thema, sondern behandelt Ergebnisse einiger aktueller Tests und das, was wir nach derzeitigem Kenntnisstand als die besten Methoden betrachten.
Das Problem in Kürze
Bevor wir uns mit den Ursachen und Abhilfemaßnahmen beschäftigen, sollten wir das Problem kurz umreißen, insbesondere, wenn es für Sie neu ist. Was hier beschrieben wird, ist das Erscheinen eines stumpf wirkenden Bereichs in einem Abschnitt eines Ölgemäldes. Daher die Wahrnehmung der Farbe als „eingeschlagen“ oder „matt“. Dies ist besonders bei dunkleren Farben ärgerlich, wenn das matte Erscheinungsbild sie heller wirken lässt und die Abstimmung einer Farbe mit frischerer, glänzenderer Farbe sehr viel schwieriger macht (Abbildung 1).
Ursachen
Absorbierende Malgründe und Verwendung von Lösungsmitteln
Die am häufigsten vertretenen Ansichten bezüglich der Ursachen für eingeschlagene Farbflecken konzentrieren sich meist auf zwei Bereiche – absorbierende Malgründe und Farben, die mit zu viel Lösungsmittel verdünnt wurden. Das sind natürlich zwei Seiten derselben Medaille, da beide implizieren, dass die Farbe zu einem gewissen Grad an Bindung verloren hat: in einem Fall, indem das Öl in eine stark absorbierende, matte Oberfläche gesogen wurde, und im anderen, indem sie zu dünn aufgetragen wurde und sehr leicht in die darunterliegende Schicht eindringt. Wir wollten beide Ursachen testen, daher trugen wir verschiedene Proben auf eine Auswahl von Untergründen auf, einschließlich GOLDEN Gesso, Acrylic Ground for Pastels, Absorbent Ground sowie Williamsburg Titanium Oil Ground und Lead Oil Ground. An Farben wählten wir Raw Umber, eine Farbe, die üblicherweise mit Einschlagen in Verbindung gebracht wird, und Phthalo Green, das wie die meisten synthetischen organischen Farben zu einer zuverlässigen glänzenden Schicht trocknet. Diese wurden auf verschiedene Weise aufgetragen: dick aufgepinselt, mit geruchlosem Waschbenzin zu einer cremigen Konsistenz gemischt, mit einem Tuch oder Wattebausch verrieben und schließlich mit einem schnell trocknenden Alkyd oder Standöl als Lasur gemischt (Abbildung 2).
Abbildung 2: Schlüssel zu den Testkarten
Sehr dünne Aufträge
Auch eine dritte Ursache sollte erwähnt werden, die unabhängig von der spezifischen Absorptionsfähigkeit des Malgrunds auftritt, nämlich die Schichtdicke. Bei vielen Farben zeigt sich, dass dies allein für die Entwicklung eines matten Erscheinungsbilds ausreicht, wie die folgenden Beispiele verdeutlichen.
Im ersten Fall (Abbildung 3) haben wir Raw Umber und Phthalo Green in drei verschiedenen Schichtstärken auf eine nicht absorbierende Polyesterfolie aufgetragen. Glanz lässt sich bekanntlich in einem Foto schwer einfangen, wenn Sie aber die Reflexionen über die gewölbte Oberfläche hinweg verfolgen, können Sie die wechselnde Intensität des Glanzes erkennen. Phthalo Green wird sogar glänzender, je dünner die Farbe aufgetragen wird. Raw Umber hingegen wird immer matter und wirkt bei sehr dünnem Auftrag fast völlig stumpf. Da nichts davon durch die Absorption verursacht sein kann und Phthalo Green sogar weniger Öl pro Volumen enthält als Raw Umber, ist die einzig mögliche Erklärung, dass die Partikelgrößen der verschiedenen Pigmente einen starken Einfluss auf den endgültigen Glanz der Farbe haben, insbesondere bei sehr dünnem Auftrag.
Die zweite Reihe von Beispielen (Abbildung 4) besteht einfach aus zwei dickeren Farbklecksen, die dann mit einem Spachtelmesser ausgestrichen wurden, um eine dünne Schicht auf einer lackierten, nicht absorbierenden Drawdown-Karte zu erzeugen. In beiden Fällen geht der im Körper der Farbe vorhandene Glanz in der dünnen, ausgestrichenen Schicht verloren, und je dünner die Farbe, desto matter das Erscheinungsbild. Wo die Farbe am dünnsten ist, erscheint sie sogar fast pulverartig.
Im letzten Beispiel (Abbildung 5) zeigen wir Cobalt Blue Deep und Raw Umber, die auf Williamsburg Lead Oil Ground auf Polyesterfolie gegossen wurden. Beide wurden mit einer Stärke von 6 mil aufgegossen, etwa so viel wie zwei Blatt Papier, und zeigen deutlich die Glanzintensität, die man von einer gut gebundenen Schicht erwarten würde. Die dünnen, sehr matten Streifen oben und an den Seiten sind Bereiche, in denen die Farbe beim Auftrag vom Applikator sehr dünn verstrichen wurde. Die Streifen links befinden sich auf der Polyesterfolie, die oben auf der Ölgrundierung. Das ist wichtig, da es zeigt, dass das völlig matte Erscheinungsbild unabhängig von einem Unterschied in der Absorptionsfähigkeit zwischen der Ölgrundierung und der Polyesterfolie auftritt. Die einzige Erklärung ist auch hier wiederum, dass die Farben, wenn sie sehr dünn aufgetragen werden, dasselbe Erscheinungsbild haben können wie ein „eingeschlagener“ Bereich, der üblicherweise mit Lösungsmitteln oder einem übermäßig absorbierenden Malgrund in Verbindung gebracht wird.
Testergebnisse
Farben
Dieser Test wurde mit nur zwei Farben durchgeführt, die sich jedoch den Erwartungen entsprechend verhielten. Phthalo Green erzeugt in allen Fällen eine glänzendere Schicht, selbst wenn es mit Lösungsmittel zu einer sehr flüssigen Konsistenz verdünnt und auf einen extrem absorptionsfähigen Untergrund aufgetragen wird. Da Phthalo Green weniger Öl pro Volumen enthält als Raw Umber, ist dies zweifellos in erster Linie auf die Größe der Pigmentpartikel zurückzuführen.
Grundierungen
Es muss unbedingt angemerkt werden, dass die Verbindung zwischen absorbierenden Grundierungen und eingeschlagenen Bereichen weit in die Geschichte zurückreicht, Beschwerden und Gegenmaßnahmen von Künstlern in Bezug auf Grundierungen, die ihrer Meinung nach zu stark absorbieren, sind dokumentiert. Gleichzeitig scheint eine etwa gleich große Anzahl sich eifrig um ihre Erzeugung zu bemühen, insbesondere im Impressionismus und anderen Perioden, in denen eine matte Oberfläche sogar gerühmt wurde und man der Ansicht war, dass sie für ein direkteres, helleres und weniger vergilbendes Erscheinungsbild sorgte. Dies ist also kein neues Problem, das einfach modernen Formeln oder Materialien zugeschrieben werden kann, sondern eines, das bekanntermaßen häufig auftritt, selbst bei den traditionellsten und hochwertigsten Materialien.
GOLDEN Acrylic Gesso (2 und 4 Schichten)
Insgesamt ein wenig stärker absorbierend als die verschiedenen Ölgrundierungen, wobei die Betonung auf wenig liegt. Keine der Anwendungen war auch nur annähernd so extrem absorbierend, wie es häufig in Foren und Diskussionen heraufbeschworen wurde. Diese Tests wurden jedoch nur mit unserer eigenen Marke durchgeführt, und leider haben sich Acrylgessos zu einer Kategorie mit einem breiten Spektrum an Qualität und Verhalten auf dem Markt entwickelt, viele sind aufgrund zu hoher Anteile von Füllmitteln und Wasser übermäßig absorbierend und sogar spröde. In den Ergebnissen schnitten 4 Schichten besser ab als 2, sie fühlten sich weniger absorbierend an und verhielten sich mehr wie eine Ölgrundierung. Das Wegwischen von Farbe war jedoch nicht so einfach wie bei Ölgrundierungen, etwas, das häufig festgestellt wird. (Abbildungen 6 und 7)
GOLDEN Acrylic Ground for Pastels / GOLDEN Absorbent Ground
In Anmutung und Verhalten sind diese Grundierungen traditionellen absorbierenden Grundierungen wie Kalkgesso am ähnlichsten. In allen Anwendungen wies Raw Umber eingeschlagene Bereiche auf, insbesondere, wenn es weggewischt oder mit Lösungsmittel verdünnt wurde. Es schnitt deutlich am besten ab, wenn Standöl hinzugefügt wurde. Phthalo Green hingegen verhielt sich gut – nicht so gut wie auf anderen Grundierungen, aber es behielt deutlich einigen Glanz bei und konnte unter Hinzufügen von Medien sogar in einer dünnen Lasur Glanz bewahren. Bitte beachten Sie, dass Absorbent Ground zwar in diese Tests mit einbezogen wurde, das Datenblatt jedoch von der Verwendung von satten Ölfarben warnt, da die extrem poröse Oberfläche zu viel Bindemittel absorbieren kann, was zu einem Einschlagen oder im schlimmsten Fall zu einer mangelnden Bindung der Farbe führen kann. (Abbildungen 8 und 9)
Williamsburg Lead Oil Ground, Williamsburg Titanium Oil Ground
Beide zeigten gute Ergebnisse, mit kleineren Unterschieden, die hauptsächlich mit dem Glanz zusammenhingen. Die stärker glänzende Grundierung Titanium Oil Ground ermöglichte insgesamt glänzendere Farben, verriebene und mit Lösungsmitteln verdünnte Anwendungen von Raw Umber erschienen jedoch trotzdem fleckig und trocken, wenn keine Medien hinzugefügt wurden. Phthalo Green hingegen erschien auf beiden Grundierungen glänzend, sogar in den verriebenen Bereichen. (Abbildungen 10 und 11)
Medien
Auf absorbierenden Oberflächen schnitt Standöl im Allgemeinen besser ab als das flüssigere Alkydmedium, da seine dickere Konsistenz einen besseren Absorptionswiderstand ermöglichte und nicht so leicht eindrang. Das Standöl trocknete jedoch erwartungsgemäß langsamer.
Lösungen für das Problem
Früher ging man dieses Problem üblicherweise mit Retuschierfirnis oder verschiedenen Rezepten für Medien an, die aufgetragen wurden, um die matten Bereiche zu restaurieren und die Farbabstimmung beim Weitermalen zu erleichtern. Leider wurden diese Mittel oft über das gesamte Gemälde verwendet und bereiteten später den Konservatoren Probleme, da diese Schichten mit zunehmendem Alter stark vergilbten und im Falle von Firnis spröde wurden und lösungsmittelempfindlich blieben. Angesichts dessen sind die aktuellen Empfehlungen sehr viel zielgerichteter und einfacher.
Anfängliche Überlegungen
Im Allgemeinen wird vom Ausölen abgeraten. Wenn Sie sich jedoch entschließen, Ihr Gemälde auszuölen, empfehlen wir Ihnen, die im Abschnitt „Bewährte Praktiken“ dargelegten Schritte zu befolgen. Wenn Sie feststellen, dass Sie Ihr Gemälde häufig ausölen müssen, berücksichtigen Sie am besten folgende Faktoren, die vermutlich die Ursache des Problems sind:
- Ihr Malgrund absorbiert zu stark. Experimentieren Sie mit verschiedenen Grundierungen, um zu sehen, ob dies dazu beiträgt, ein Einschlagen Ihrer Ölfarben zu vermeiden.
- Sie fügen zu viel Lösungsmittel zu Ihrer Farbe hinzu. Versuchen Sie, ein Übermaß an Lösungsmittel zu vermeiden oder sogar gänzlich auf Lösungsmittel zu verzichten.
- Sie verwenden Farbe mit viel Pigment im Verhältnis zum Bindemittel. Einige Farbzusammensetzungen können von Natur aus einen geringen Anteil an Bindemittel aufweisen. Versuchen Sie, ein wenig Ölmedium zu Ihren Farben hinzuzufügen, um sie glänzend und füllig zu halten.
Bewährte Praktiken
Übermalen
Übermalen Sie, wenn möglich, einen eingeschlagenen Bereich mit derselben oder einer ähnlichen Farbe, fügen Sie dieses Mal jedoch eine geringe Menge eingedicktes Öl hinzu, zum Beispiel Standöl, das ein weiteres Einschlagen verhindern und dadurch mit einem sanften, gleichmäßigen Glanz trocknen sollte.
Ausölen
Wenn ein Übermalen nicht oder nur schlecht möglich ist, können Sie eine kleine Menge eines trocknenden Öls nur auf einen Bereich auftragen, an dem Sie arbeiten möchte, wobei jeder Überschuss unbedingt abgewischt werden sollte. Verwenden Sie bevorzugt dasselbe Öl oder Medium, das auch in den Farben oder in dem Bereich enthalten ist, und tragen Sie so wenig wie möglich auf, gerade genug, um den Glanz auszugleichen. Weiten Sie diese Behandlung niemals auf das gesamte Gemälde aus oder auf Bereiche, die nicht in der gleichen Sitzung übermalt werden. Dies kann zu Problemen mit der Haftung und einem eventuellen Verdunkeln oder Vergilben dieser Bereiche führen.
Das Hinzufügen von Lösungsmittel, um für einen dünneren Auftrag zu sorgen oder etwas Viskoseres wie zum Beispiel Standöl zu verdünnen, ist möglich, muss jedoch mit Vorsicht unternommen werden, da frische Ölschichten lösungsmittelempfindlich bleiben können, besonders, wenn sie nicht ausreichend gebunden sind. Zudem können Lösungsmittel Materialien aus der Schicht lösen und sie im Laufe der Zeit spröder machen.
Abschließender Auftrag von Firnis oder Retuschierfirnis
Dies kann Geduld erfordern und die Nerven strapazieren. Wenn Sie jedoch nach Anschluss eines Gemäldes matte Bereiche feststellen, warten Sie am besten, bis es ausreichend getrocknet ist, um eine abschließende Firnis aufzutragen. Am sichersten ist eine Wartezeit von 6–12 Monaten vor dem Aufbringen der Firnis. Einige sprechen sich zwar für eine kürzere Wartezeit aus, doch wir sind der Ansicht, dass die möglichen Folgen noch nicht ausreichend untersucht wurden. Wenn Sie jedoch früher etwas auftragen müssen, nachdem Sie sich vergewissert haben, dass es zumindest durchgetrocknet ist, ist die Anwendung einer geeigneten Retuschierfirnis zu bevorzugen. Eine solche besteht üblicherweise aus verdünnten Versionen von Firnissen in normaler Stärke und sollte so dünn wie möglich aufgetragen werden, da sie schlicht für einen gleichmäßigen Glanz auf dem gesamten Gemälde sorgen soll. Dammarfirnis und andere Firnisse aus natürlichem Harz sollten zu diesem Zweck nicht verwendet werden, da sie vergilben und verspröden können.
Nicht zu empfehlen
Retuschierfirnis während des Malvorgangs
Trotz ihres Namens ist sie nicht zu empfehlen, um eingeschlagene Farbbereiche während der Erstellung eines Gemäldes zu reparieren. Dies macht die Struktur des Werks komplizierter, indem es ein Material zwischen den Farbschichten einführt, das sich stark von den anderen unterscheidet, ganz zu schwiegen davon, dass Retuschierfirnisse immer wieder entfernt werden können und daher ein Problem für die zukünftige Konservierung bedeuten, da sie reaktiviert werden könnten. Sollten Sie sie dennoch verwendet haben, achten Sie nur darauf, dies auf der Rückseite Ihres Gemäldes zu vermerken.
Medien oder Öle als abschließende Schicht
NICHT VERWENDEN. Dies ist vermutlich die schlechteste aller Möglichkeiten, da sie eine dauerhafte Ölschicht auf das Gemälde bringt, die mit der Zeit nur verdunkeln und vergilben wird, und es gibt nur wenige Behandlungsmöglichkeiten, um diesen Zustand wieder rückgängig zu machen. Außerdem könnte die getrocknete Schicht von Öl oder Medium bei der weiteren Arbeit an dem Gemälde zu Problemen mit der Haftung, zur Perlenbildung und in der Zukunft möglicherweise zur Rissbildung führen.