Für Künstler, die mit gemischten Medien arbeiten, ist es für gewöhnlich die beste Option Ihre Arbeiten hinter Glas mit UV-Schutz auszustellen. Dies bietet ultimativen Schutz vor UV-Licht, Schmutz und Staub. Wer sich gegen eine Montage hinter Glas entscheidet, kann ein Firnis oder Decklack in Erwägung ziehen, was jedoch schwierig werden kann, wenn die Malereien in Mischtechnik empfindliche Materialien enthalten. Firnis bringt fast immer visuelle Veränderungen an Kunstwerken mit sich, und je nach den Materialien können diese Veränderungen dauerhaft sein. Die erste Frage ist also, ob es sich lohnt, dieses Risiko einzugehen. Unser Video “Should you Varnish your Painting?” and JP article “Tipps und Tricks zum Firnissen” befassen sich mit dieser Frage.
Beim Firnissen von Mischtechnik-Arbeiten ist es wichtig, sich der Eigenschaften und Empfindlichkeiten der einzelnen Materialien im Kunstwerk bewusst zu sein. Das empfindlichste Material im Kunstwerk bestimmt in der Regel, ob, wie (Pinsel oder Spray) und mit welchem Firnis, Fixiermittel oder Decklack das Kunstwerk beschichtet werden kann. Wenn man sich nicht sicher ist, sollte jedes Material im Kunstwerk an einem Teststück auf Empfindlichkeit getestet werden. Darüber hinaus akzeptieren einige Materialien kein Firnis und keine Beschichtung würde an diesen haften. Im Folgenden finden Sie eine Liste von Materialien, die häufig in Mischtechniken verwendet werden, und was zu beachten ist, wenn man diese Materialien firnissen möchten.
Öl- und Wachspastelle
Ölpastellkreiden werden mit nicht trocknenden Ölen und Wachs hergestellt, was bedeutet, dass sie niemals trocknen oder aushärten. Dies kann eine großartige Eigenschaft sein, da man sie unbegrenzt lange verarbeiten kann, aber es macht das Anbringen eines Firnis so gut wie unmöglich, da nachfolgende Beschichtungen nicht dauerhaft auf diesen Pastellen haften. Bild 1 zeigt ein Detail eines Wachskreidebildes, das vollständig in Öl übermalt wurde. Die Ölschichten schienen zunächst zu haften, doch einige Jahre später rissen sie auf und lösten sich ab. Obwohl wir keine Langzeittests von GOLDEN Firnissen auf Öl- und Wachspastellen haben, würden wir ähnliche Ergebnisse erwarten und empfehlen, Kunstwerke mit diese Materialien überhaupt nicht zu firnissen.
Künstler, die trotz des Risikos einer zukünftigen Delaminierung einen Firnis oder Fixiermittel auf ihren Ölpastellen verwenden möchten, werden wahrscheinlich auf ein zweites Problem stoßen, nämlich die Klebrigkeit. Besonders weichere Ölkreiden bleiben klebrig, auch wenn sie firnisst sind. In unseren Tests haben wir festgestellt, dass GOLDEN Archival Firnis Gloss über einigen Ölkreiden sehr klebrig bleibt, auch wenn er als zweite Schicht über verschiedene Fixiermittel aufgetragen wird. Fixiermittel enthalten wesentlich weniger Bindemittel als ein Firnis und könnten daher auf diesen Pastellen in Bezug auf die Klebrigkeit besser abschneiden. Von den von uns getesteten Sennelier Ölpastell Fixiermittel und dem Lascaux Fixiermittel, erzielte das Sennelier Produkt die besten Ergebnisse, wobei das Ölpastell nur leicht klebrig blieb. Die Produktzusammenstellungen können sich jedoch jederzeit ohne Vorankündigung ändern, und eigene Tests sind nach wie vor unerlässlich.
⇒ Öl- und Wachspastellkreiden härten nicht aus und lassen sich am besten hinter Glas ausstellen. Wir raten vom Firnissen ab, aber wer eine Beschichtung versuchen möchte, sollte den Herstellerempfehlungen für Fixative befolgen.
Graphit Bleistifte
Jeder kennt den Bleistift. Aber wer weiß schon, dass Graphit auch ein sogenanntes “Trockenschmiermittel” ist? Graphit wird oft zum Schmieren von Ventilen, Schlössern, Gelenken, Kugellagern usw. verwendet. Wie man sich vorstellen kann, ist die Haftung einer Beschichtung auf einem Schmiermittel nicht großartig. Nun bestehen Bleistifte nicht nur aus Graphit. Die Mine eines Bleistiftes enthält Graphit als Pigment, Ton als Bindemittel und Fett und Wachs als Imprägniermittel, was auch einen weicheren Abrieb und eine bessere Schreibfähigkeit des Stiftes ermöglicht. Je höher der Tongehalt, desto härter ist der Bleistift. Wenn also härtere Bleistifte mehr Ton enthalten, ist es dann einfacher, sie zu firnissen? Wir haben Haftungstests an Bleistiftmarkierungen durchgeführt, die mit Bleistiften (von Faber-Castell) unterschiedlicher Härte auf Leinwandpappe gemacht wurden. Die Malpappe wurde zuvor mit Fluid Matte Cerulean Blue bemalt. Wir stellten fest, dass GOLDEN Firnisse nach 2 Wochen Trockenzeit eine gute Haftung auf weichen und auf harten Bleistiftmarkierungen hatten, während der Isolation Coat tatsächlich eine bessere Haftung auf härteren Bleistiften hatte (Bild 3). Als wir die Firnisse und den Isolation Coat nach nur 4 Tagen getestet haben (Bild 4), gab es sowohl auf weichen als auch auf harten Bleistiften Haftungsmängel. Die lösungsmittelbasierten MSA- und Archival Firnisse schnitten jedoch im Vergleich zu den wasserbasierten Isolation Coat und Polymer Firnis signifikant besser ab.
Auf dem Papier sah die ganze Sache schon anders aus (Bild 5). Der firnisste Bleistift auf Papier hatte eine so gute Haftung, dass das bei der Prüfung verwendete Klebeband das Papier zerriss. Das zeigt, dass die Haftung des Firnisses auf dem Bleistift stärker war, als die innere Papierhaftung.
Härtere Bleistifte widerstehen auch besser dem Verschmieren und Ausbluten, wenn sie mit nassem Acrylprodukt übermalt werden. Wir fanden heraus, dass 2B- oder härtere Bleistifte z.B. mit Polymer Firnis überstrichen werden können, ohne den Graphit anzuheben (Bild 6). Wir haben jedoch nur eine Bleistiftmarke getestet, nämlich Faber-Castell, und die Ergebnisse könnten bei anderen Marken variieren. Wenn man Graphitzeichnungen firnissen möchte, die nur aus wenigen Linien bestehen, kann es hilfreich sein, zuerst ein Acrylmedium auf die Zeichnung aufzutragen und dabei der Graphitlinie genau zu folgen um das Verschmieren zu vermeiden. Alternativ kann das Ausschmieren von Bleistiftzeichnungen zur Erzeugung von Schattierungen als eigne Technik verwendet werden.
Für Künstler, die das Aussehen von Graphit in ihren Mischtechnik-Arbeiten lieben, könnte GOLDEN Graphitgrau (#1160) eine nützliche Alternative sein. Das Produkt wird hier hervorgehoben.
⇒ Graphit ist ein Trockenschmiermittel, und die Haftung nachfolgender Beschichtungen neigt dazu, eher schlecht zu sein. Für Kunstwerke mit großen und dicken Graphitflächen empfehlen wir, überhaupt nicht zu firnissen. In unseren Tests hat sich die Haftung von GOLDEN Firnissen nach etwa 2 Wochen Trocknung deutlich verbessert. Da Graphit wasserlöslich ist, ist der MSA und Archival Firnis möglicherweise die bessere Option, da sie weniger zum Schmieren neigen und besser auf Graphit haften als der wasserbasierten Isolation Coat und Polymer Firnis.
Kohle, Buntstifte und weiche Pastellkreiden
Beim Firnissen von trockenen Medien ist das Hauptproblem in der Regel die Veränderung des Aussehens, die sich auf Farbsättigung, Farbwert, Oberflächenglanz und den allgemeinen Charakter der Oberfläche auswirken kann (Bild 7). Es ist eine schmale Gratwanderung zwischen einer kaum fixierten Zeichnung und einer Sättigung in dem Maße, in dem die Pigmente tatsächlich von Firnis umgeben und damit auf dem Untergrund fixiert sind. Fixiermittel sind nicht dazu gedacht, das Medium vollständig zu schützen oder einzukapseln, sondern nur ein gewisses Abheben zu verhindern, weshalb sie gewöhnlich als “workable (verarbeitbar)” bezeichnet werden. Wenn das Fixiermittel sehr dünn ist, können sich die Pigmente beim Abreiben der Oberfläche immer noch abheben, aber das Aussehen der trockenen Markierung bleibt besser erhalten. Wie empfindlich Holzkohle und weiche Pastellfarben sein können, wird hier gezeigt. Daher kann das Sprühen die beste Möglichkeit sein, Firnis aufzutragen, so dass eine mechanische Einwirkung auf diese Oberflächen vermieden wird. Einige Künstler bevorzugen matte Firnisse, um ihre Zeichnung wirklich zu schützen und ein wenig von dem matten Glanz zu erhalten, der Medien wie Kohle und Pastellen zu Eigen ist.
⇒ Leichtes Aufsprühen von Medien oder Firnissen wirkt eher wie ein Fixiermittel, und Zeichnungen können weiterhin anfällig für Pigmentablösung bleiben, behalten aber mehr von ihrem trockenen Zeichencharakter. Stärkere Firnisschichten bieten einen besseren Schutz, können aber eine stärkere Veränderung der Farbwerte, der Sättigung und des Oberflächenglanzes bewirken.
Farbstifte
Farbstifte sind auf Wachs- oder Ölbasis, was die langfristige Haftung nachfolgender Firnisse und Decklacke problematisch macht. Der Öl- und Wachsgehalt macht sie auch empfindlich gegenüber vielen organischen Lösungsmitteln, die in Firnissen üblich sind. Darüber hinaus enthalten Farbstifte auch Additive wie Verdickungsmittel, Konservierungsmittel, Feuchthaltemittel und Tenside, wobei insbesondere letztere die Stifte wasserempfindlich machen können. Darüber hinaus benötigen wasserbasierte Acrylprodukte auch Tenside in ihren Rezepturen und verschmieren daher eher eine Farbstiftzeichnung, wenn z.B. mit einem Pinsel der Polymer Firnis aufgetragen wird. Gleichzeitig wissen wir aber auch, dass viele Künstler unsere Acrylmedien erfolgreich über Farbstiften verwenden, sodass das Vortesten von Fall zu Fall erforderlich ist. Die Ergebnisse können variieren, da es viele verschiedene Arten von Farbstiften gibt. Aufgrund dieser Variabilität würden wir diese Anwendung als experimentell betrachten.
Wir haben keine ausgiebigen Haftungstests unserer Firnisse auf Farbstiften durchgeführt und nur die Haftung von Archival Firnis Gloss über einem ölbasierten Künstlerstift von Faber-Castell und einem wachsbasierten Stift von Staedtler getestet, die sich nach 2 Wochen Trocknungszeit als ausgezeichnet erwies.
⇒ Wir empfehlen unsere Firnisse nicht über wachs- oder ölbasierten Farbstiften, wegen möglicher Haftungsprobleme auf lange Sicht. Für diejenigen, die Farbstifte doch firnissen oder übermalen wollen, empfehlen wir, zuerst vor zu testen und die Empfehlungen der Stifthersteller zu befolgen.
Stifte und Marker
Die Vielfalt an Markern, die Künstlern zur Verfügung stehen, ist enorm, so dass eine fallweise Prüfung auf potenzielle Empfindlichkeiten unumgänglich ist. Stifte und Marker können ausbluten, wenn sie mit Firnis besprüht werden, und verschmieren, wenn sie überpinselt werden. Man könnte meinen, dass ein permanenter Stift mit einem Firnis auf Wasserbasis überstrichen und ein pigmentierter Stift (im Gegensatz zu Tinte) mit einem Firnis auf Lösungsmittelbasis beschichtet werden könnte, ohne zu bluten. Wir testeten etwa zwanzig Stifte und Marker und fanden:
- Man muss wirklich testen!
- Permanente Stifte und Marker, ob tinten- oder pigmentbasiert, können erheblich verschmieren und ausbluten, wenn sie mit wasserbasiertem Polymer Firnis oder dem Isolation Coat beschichtet werden. Wir hatten ähnliche Ergebnisse beim Testen von Alkoholtinten mit GOLDEN Acrylfarben und Firnissen.
- Auf Papiersubstraten kann der Archival Firnis (und andere lösungsmittelhaltige Firnisse und Fixiermittel) das Papier sättigen und dazu führen, dass die Tinte auf der Rückseite des Papiers sehr gut sichtbar wird, was bei dem Firnissen von Arbeiten in Skizzenbüchern, bei denen beide Seiten eines Papiers Kunstwerke enthalten, von größerer Bedeutung ist.
- Die meisten Stifte und Marker in Künstlerqualität, die wir getestet haben, bluten nicht aus, wenn sie mit Firnis besprüht werden, aber es kann eine leichte Farbverschiebung bei tintenbasierten Markern auftreten.
- Auch die Bezeichnung “permanent” auf Markern führt oft zu Missverständnissen. Auf Stiften, wie zum Beispiel Sharpies, bezieht sich dieses Etikett auf die Tatsache, dass die Stiftmarkierungen auf Kleidungsstücken dauerhaft sind, wenn sie gewaschen oder in einen Trockner gegeben werden. Es bedeutet nicht, dass diese Marker lichtecht sind, auch nicht, wenn sie firnisst sind.
⇒ Stifte und Marker in Künstlerqualität sind beim Firnissen in der Regel am unproblematischsten, aber Tests sind nach wie vor unerlässlich.
Aquarelle
Wir haben zwei Artikel über das Firnissen von Aquarellen, die wirklich helfen zu verstehen, welche Veränderungen ein Aquarell durch das Firnissen erfahren kann. Das Fazit ist, dass frische Aquarelle empfindlich auf wasserbasierte Medien und Firnisse reagieren und deshalb am besten aufgesprüht werden sollten. Siehe: Die Ästhetik von firnissten transparenten Aquarellen: möglichst geringe Veränderung
Papiere und Drucke
Dekorative Bastelpapiere oder Drucke werden oft in Collagen verwendet und das Firnissen dieser Materialien kann eine Option sein, vor allem, wenn die Papierelemente in irgendeiner Weise mit Acrylmedium oder Farbe bedeckt sind. Wenn dies jedoch nicht der Fall ist, könnten Firnisse das Aussehen von Papier erheblich verändern, indem sie Farben sättigen oder verdunkelt, den Glanz verändern oder die Textur reduzieren (Bild 8). Wenn MSA oder Archival Firnis direkt auf dünnem Papier, wie Reispapier oder Zeitschriften, verwendet wird, könnte dies auch dazu führen, dass das Papier durchsichtig wird und im Falle von Zeitschriften und Zeitungen könnte man dann den Druck auf der anderen Seite durch die Vorderseite hindurch sehen.
Bei Laserstrahldrucken sind Wasser- und Ammoniakempfindlichkeit tendenziell weniger problematisch, als bei Tintenstrahldrucken und Fotografien, obwohl sich Toner ständig ändern und es scheint, dass auch Tintenstrahldrucke heutzutage weniger wasserempfindlich sind als früher. Wir empfehlen keines unserer Produkte auf echten Fotografien (herkömmliche fotografische Emulsionen, die von Filmen entwickelt wurden), da sie durch Produkte auf Wasser- oder Lösungsmittelbasis beschädigt werden würden, was auch der Grund ist, warum Fotografen immer unter Glas rahmen. Wir wollen einfach nicht, dass jemand das Risiko eingeht, seine wertvollen Fotografien zu zerstören. Wir haben auch eine gewisse Lösemittelempfindlichkeit bei traditionellen Farbsublimationsfotos gesehen, die beim Firnissen zu Ausbluten, Unschärfe und Farbveränderungen führen kann. Hier finden Sie großartige Tipps zur Beschichtung von Tintenstrahldrucken, und dieser Artikel beschreibt Lichtechtheitsprüfungen von Pigment- und Farbstofftinten. Wir haben festgestellt, dass Archival Firnis w/UVLS und MSA Firnis w/UVLS, sowie eine Handvoll anderer Marken, die in dem Artikel genannt werden, Drucke erheblich vor dem Verblassen schützen. Produkte selbst vor zu testen wäre immer zu empfehlen.
⇒ Die Sättigung von dekorativen Papieren mit Firnis kann erhebliche Farbverschiebungen in Richtung dunklerer Werte verursachen, und es sind Vortests erforderlich, um festzustellen, ob diese Veränderungen akzeptabel sind. Heutzutage gibt es bei den vielen Arten von Drucken eine große Variabilität, und diese Produkte verändern sich ständig. Daher ist eine individuelle Prüfung der Produkte erforderlich.
Schlussfolgerung
Sobald feststeht, welches Material einer Arbeit in Mischtechnik am empfindlichsten ist, können der geeignete Firnis und die geeignete Auftragsmethode getestet und angewendet werden. Wenn jedoch Collagematerialien Empfindlichkeiten aufweisen, die widersprüchliche Ansätze erfordern würden, dann könnte es eine Option sein, bestimmte Materialien vor dem Auftragen auf die Collage zu firnissen oder unfirnisste Materialien auf eine bereits firnisste Mischtechnik-Arbeit aufzutragen. Dies erfordert sicherlich, dass man während des kreativen Prozesses über das Firnis nachdenkt. Wir würden eine solche Schichtung als experimentell betrachten, da das Auftragen von mehr dekorativen Schichten über entfernbaren Firnissen, immer das Risiko birgt, dass diese oberen Schichten bei einer zukünftigen Firnisabnahme versehentlich entfernt werden. In einem solchen Fall würden wir auch empfehlen, auf der Rückseite des Kunstwerks eine Notiz anzubringen, aus der hervorgeht, wie die verschiedenen Elemente firnisst wurden.
Weiterführende Lektüre
Weitere Informationen zum Thema Firnis finden Sie in unseren Varnishing Resourcen.
Weitere Informationen über Materialien:
Waterproof India Inks and Shellac-based Primers
Using Alcohol Inks with GOLDEN Acrylics and Varnishes
Warum das Malen mit Öl über MSA oder Archival Firnis nicht empfohlen wird
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