Für Künstler, die die Grenzen der traditionellen Aquarellmalerei ausloten, in Größen arbeiten, in denen ein Rahmen nicht praktikabel ist, oder die einfach keine Trennscheibe aus Glas vor dem Bild haben möchten, ist Firnis eine wertvolle Option zum Schutz ihrer Gemälde.1
Eine Firnis verändert mit hoher Wahrscheinlichkeit Farbe, Wert, Kontrast, Körnung sowie das Erscheinungsbild des Papiers bei einem Aquarellgemälde. Diese Veränderungen können akzeptabel sein, wenn man im Gegenzug betrachtet, welche Freiheit eine Firnis bietet.
In einem früheren article2 haben wir uns mit den Veränderungen beschäftigt, die auftreten, wenn Firnis auf Tünchen mit QoR Payne‘s Gray aufgetragen wird, einer Farbe, die wir aufgrund ihrer chromatischen Neutralität gewählt haben. Für den aktuellen Test haben wir unsere Untersuchung auf Tünchen mit QoR Ultramarine Blue (PB29), Benzimidazolone Yellow (PY154) und Quinacridone Magenta (PR122), beschichtet mit GOLDEN MSA, Polymer und Archival Varnish erweitert. Durch diese Kombination konnten wir ein besseres Verständnis der ästhetischen Veränderungen gewinnen, die auftreten, wenn eine Aquarellfarbe gefirnisst wird. Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Firnisauftrag, der die geringste ästhetische Veränderung der Aquarellfarbe verursacht, auf die der Auftrag erfolgt, mit besonderem Augenmerk auf jener Aquarellfarbe, die dadurch am meisten verändert wurde.
Die Herausforderung der „geringsten ästhetischen Veränderung“
Wir wollten sehen, welcher Firnisauftrag dem Erscheinungsbild transparenter Aquarellfarbe auf Papier am nächsten kommt. Archival MSA Varnish Matte, aufgetragen auf Archival Varnish Gloss ohne Isolationsschicht, gewann den Preis für die „geringste ästhetische Veränderung“. Wir wählten Ultramarine Blue als visuelles Beispiel für diesen Test (Abbildung 1), da es selbst bei Auftrag der Sieger-Firnis die stärkste Veränderung aufwies. Weitere Informationen über die Struktur unseres Tests finden Sie weiter unten in diesem Artikel.
Je nach Betrachtungswinkel und Beleuchtung verdunkelte und entsättigte Matte Archival Varnish, ohne Isolationsschicht aufgetragen, die Farbe marginal. Der matte Glanz unterdrückte außerdem das Erscheinungsbild der Papiertextur ein wenig. Beleuchtung und Betrachtungswinkel beeinflussten, wie leicht diese Veränderungen zu erkennen waren.
Außerdem schien es Unterschiede darin zu geben, wie Menschen die Veränderungen wahrnehmen. Diejenigen, die sich besser mit Aquarellfarben auskennen, fanden die Unterschiede offensichtlich, während andere der Ansicht waren, die Veränderungen seien vernachlässigbar. Aufgrund dieses Unterschieds in der Interpretation sowie der Auswirkung, die verschiedene Farben, Verdünnungen von Tünchen sowie Papiere auf die Ergebnisse haben könnten, empfehlen wir, dass Künstler ihre eigenen Tests durchführen, bevor sie ein Aquarellgemälde firnissen.
Zugehörige Ergebnisse mit Matte Varnish:
Der Zweitplatzierte nach der Kombination, die die „geringste ästhetische Veränderung“ verursacht, unterschied sich von dieser strukturell durch die Verwendung einer Isolierschicht zwischen den beiden Arten von Archival Varnish. Die Isolationsschicht sorgte für eine glänzendere Oberfläche als die Schichten von Archival Varnish Gloss allein. Das führte dazu, dass Archival Varnish Matte bei Auftrag auf diese Schicht ebenfalls weniger matt erschien. Die Farbe wurde auch ein bisschen dunkler, als sie mit dem siegreichen Archival Varnish Matte ohne Isolationsschicht erschien. Die gefirnissten Bereiche ließen die Farbe ein wenig wärmer erscheinen, was zu einer auffälligeren, aber immer noch geringen Entsättigung der Farbe führte.
Die anderen matten Firnisse verursachten größere Veränderungen an Tünchen mit QoR Ultramarine Blue und Aquarellpapier (Abbildung 2). MSA Varnish Matte und Polymer Varnish Matte, mit dem Pinsel aufgetragen, entsättigten beide die Farbe und hellten Farbe oder Papieroberfläche entweder auf oder verdunkelten sie, je nach Betrachtungswinkel und Beleuchtung. Die Aufhellung ist bei dunkleren Farben offensichtlicher und war bei beiden dieser aufgepinselten matten Firnisse erkennbar. Polymer Varnish schien das Blau ein wenig stärker zu verdunkeln als MSA Matte, während MSA die Farbe wärmer erscheinen ließ als Polymer Varnish Matte. Die hellblaue Tünche zeigt diese Veränderungen am deutlichsten. Interessanterweise schienen diese zwei matten Firnisse die Körnung der dunklen und mittleren Tünchen von Ultramarine Blue zu betonen, was unter allen getesteten Firnissen ein Einzelfall war.
Was würde für die Verwendung einer Isolationsschicht sprechen?
Eine Isolationsschicht schafft eine Barriere zwischen zwei Produktschichten. Da die Firnisse von GOLDEN entfernt werden können, würde eine Isolationsschicht einem zukünftigen Konservator die Möglichkeit geben, die abschließenden Firnisschichten zu entfernen und zu ersetzen, ohne das Gemälde zu beschädigen. Potenziell könnte dieser Ersetzungsvorgang das Kunstwerk in seinen ursprünglichen frisch gefirnissten Zustand zurückversetzen und eine von der Zeit beschädigte oder verschmutzte Oberfläche verjüngen. Je mehr Schichten jedoch auf ein Gemälde aufgetragen werden, desto mehr verändert sich auch die Ästhetik. Ein Künstler sollte die Möglichkeit des Ersatzes eines Firnisses gegen die Veränderungen abwägen, die eine Isolationsschicht mit sich bringen könnte.
Eine Isolationsschicht ist besonders für den Pinselauftrag von MSA auf einem absorbierenden Untergrund wie Papier wichtig. Ohne Barriere dringt das lösungsmittelbasierte MSA direkt durch die Archival MSA Varnish in das Papier ein. Wie unser Test zeigt, steigerte jedoch jede zusätzliche Schicht auf der Oberfläche des Gemäldes die Möglichkeit ästhetischer Veränderungen. Ein Vergleich der Testergebnisse für Archival Varnish mit und ohne Isolationsschicht zeigt dies deutlich.
Zusammenfassung der Ergebnisse:
Das Firnissen führt zu Veränderungen in Farbe, Wert, Papiertextur und Glanz. In einigen Fällen veränderte die Firnis die Farbintensität und ließ Farbe und Papier ein wenig wärmer erscheinen. Das Erscheinungsbild der Veränderung kann subjektiv sein, das heißt, die gefirnisste Farbe kann je nach Betrachtungswinkel und Beleuchtung dunkler oder heller erscheinen. Auch der Betrachtungskontext verändert die Wahrnehmung von Glanz und Textur. Wir stellten fest, dass Achival Varnish Matte, ohne Isolationsschicht aufgetragen, die geringsten Veränderungen verursacht.
Die Struktur der Tests:
Wir begannen mit 600 g/m² Fabriano Artistico kaltgepresstem extra weißem Aquarellpapier. Auf dieses trugen wir mit dem Pinsel horizontal dunkle, mittlere und helle Tünchen aus QoR Modern Watercolor Quinacridone Magenta, Benzimidazolone Yellow und Ultramarine Blue auf. Der Test umfasste außerdem einen unbemalten Papierabschnitt. So entstanden vier Streifen quer über das Papier (Diagramm 1).
Wir trugen Firnis in vertikalen Streifen senkrecht zu den horizontal aufgetragenen Tünchen auf. Die unbeschichteten „Kontrollbereiche“ von Farbe und Papier blieben zwischen den einzelnen Firnistests erhalten, um eine präzisere Beurteilung der Veränderung zu ermöglichen. So entstanden abwechselnd vertikale Abschnitte, die entweder gefirnisst waren oder zur vergleichenden Kontrolle unbearbeitet bleiben. Der Vorgang der Erstellung der Testexemplare ist im Folgenden beschrieben:
Zuerst wurden zum Schutz der wasserempfindlichen und absorbierenden Oberfläche von Farbe und Papier vier Schichten Archival MSA Varnish Gloss in Sprühform nur dort aufgetragen, wo Firnis aufgetragen werden sollte. Drei oder vier Schichten sind in diesem Schritt üblicherweise erforderlich, da es darum geht, die Oberfläche zu versiegeln und die Farbe zu fixieren, damit sie sich nicht ablöst, wenn eine Acrylfarbe auf Wasserbasis auf die Oberfläche aufgetragen wird. Gloss bewahrt im Endergebnis die größte Farbklarheit und wird von uns beim Firnissen für alle frühen Schichten empfohlen.
Als Zweites erfolgte, nachdem die Firnis getrocknet war, der Auftrag einer Isolationsschicht aus Soft Gel Gloss, verdünnt mit 2 Teilen Gel zu 1 Teil Wasser, mit dem Pinsel auf drei der vier Firnis-Testbereiche. Das Ziel war hier, durch die Isolationsschicht eine gleichmäßige glänzende Oberfläche zu schaffen und das Gemälde zusätzlich zu versiegeln, falls die abschließende Firnis in Zukunft einmal entfernt werden muss. Eine Isolationsschicht wurde als Vorbereitung für den Test von MSA Varnish, Polymer Varnish und einen der beiden Tests von Archival Varnish verwendet. Der vierte Firnis-Testbereich blieb ohne Isolationsschicht .
Als Drittes trugen wir die abschließende Firnis auf. MSA wurde in einem Verhältnis von 3:1 von Firnis zu MSA Solvent verdünnt, die Polymer Varnish in einem Verhältnis von 4:1 von Firnis zu destilliertem Wasser. Diese zwei Firnisse wurden auf getrocknete Isolationsschicht en aufgetragen. Auf den dritten Testbereich mit Isolationsschicht wurden drei Schichten Archival MSA Varnish aufgesprüht. Auf den vierten Testbereich, ohne Isolationsschicht , wurden ebenfalls drei Schichten Archival MSA Varnish aufgesprüht. Die zwei Anwendungen von Archival Varnish sollten einen Vergleich von Archival Varnish mit und ohne Isolationsschicht ermöglichen.
Beleuchtung für die Fotos
Bei der Aufnahme der Beispiele für diesen Artikel wurden zwei verschiedene Beleuchtungssituationen verwendet. Licht, das von der Seite auf die Oberfläche gerichtet wurde, sorgte für eine diffusere Beleuchtung, die es uns möglich machte, Farbveränderungen mit weniger Störungen durch Oberflächenreflexionen durch die Firnis zu fotografieren. Durch das Bewegen der seitlichen Lichtquellen mehr in die Mitte wurde die Blendwirkung stärker und der Glanz sowie seine Auswirkung auf die Textur des kaltgepressten Papiers wurde betont.
Fazit
Das Firnissen transparenter Aquarellfarben verändert das Gemälde dauerhaft, fügt jedoch eine schützende Oberfläche hinzu, die eine Ausstellung des Kunstwerks ohne Glas ermöglicht, was die Natur eines Öl- oder Acrylgemäldes am besten zur Geltung bringt.3 In diesem Artikel haben wir die Verwendung von Archival Varnish Matte ohne Isolationsschicht besprochen, da dies dem ursprünglichen Aussehen von Aquarellfarbe auf Papier am nächsten kommt. Wir haben uns mit den Ergebnissen für Matte Ultramarine Blue beschäftigt, da diese Farbe selbst mit der „Sieger-Firnis“ die stärkste Veränderung aufwies. Bitte beachten Sie außerdem, dass das Hinzufügen einer Acrylfirnis zu einer transparenten Aquarellfarbe dazu führen kann, dass das Kunstwerk von einigen Aquarell-Gesellschaften als Medien-Mix eingeordnet wird. Bilder aller Teststücke finden Sie am Ende dieses Artikels.
Beim Auftrag von Firnis und der Beurteilung der fertigen Oberfläche spielt eine subjektive Komponente mit. Abweichungen bei Auftrag und Materialien können zu anderen Ergebnissen führen. Der Betrachtungswinkel und die Beleuchtung verändern ebenfalls das Erscheinungsbild einer gefirnissten Oberfläche. Wir meinen, dass es am besten ist, wenn Künstler selbst Tests durchführen, indem sie die bemalten Oberflächen von Probestücken, die mit denselben Farben, Techniken und Papieren erstellt wurden wie die Aquarellgemälde des Künstlers, mit Firnis versehen. Diese gefirnissten Probestücke bieten dann ein präziseres Beispiel, auf dessen Grundlage entschieden werden kann, ob ein Aquarellgemälde gefirnisst werden sollte. Der Künstler kann dann die Veränderung gegen die Vorteile abwägen, die die Firnis bietet, und so feststellen, ob er diese Richtung beim Schutz eines Gemäldes weiterverfolgen möchte.
Quellenangaben
1 Cathy Jennings, GOLDEN Archival MSA Varnish Over Transparent Watercolor on Paper, Justpaint.org, October 4, 2017, Accessed October 3, 2017
2 Cathy Jennings, The Aesthetics of Varnishing Transparent Watercolor, Justpaint.org, May 15, 2017, Accessed October 3, 2017
3 Golden Artist Colors, Application Information Sheet: Varnishing Watercolors with GOLDEN Products, accessed October 4, 2017 and Golden Artist Colors, Resource Guide: Varnishing, accessed October 4, 2017
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