Die Verwendung von Zinkoxid in Ölfarben stand in letzter Zeit im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, insbesondere sein Potenzial, Auftreten und Grad von Versprödung, Rissbildung und Ablösung von Ölfarbschichten zu steigern. Auf allen Seiten wurden leidenschaftliche Positionen eingenommen, verschiedene Studien zitiert und genauer unter die Lupe genommen, auf der Suche nach einer Bestätigung, dass entweder alles reißen und bröckeln wird oder dass die Bedenken übertrieben und fehlerhaft waren. Doch natürlich gibt es auch in dieser manchmal überzogenen Schlacht einen gemäßigten Mittelweg – aufmerksame und sorgfältige Studien, die so weit wie möglich auf Nummer sicher gehen und – das ist das Wichtigste – alles nüchtern betrachten und nicht überreagieren.
Auf den folgenden Seiten behandeln wir unsere eigene Geschichte und Beteiligung an diesen Problemen und teilen die Schritte mit, die wir weiter unternehmen möchten. Wir legen die allgemeinen Bedenken bezüglich Zinkoxid dar, die bis kurz nach seiner Einführung vor über 150 Jahren zurückverfolgt werden können, sowie einige Gründe, warum es bis heute verwendet wird. Außerdem stellen wir bewährte Methoden zu seiner Verwendung vor und beantworten einige der häufigsten Fragen. Zum Abschluss beschäftigen wir uns noch kurz ein wenig mit der Forschung früher und heute, die uns davon überzeugt hat, zu diesem Zeitpunkt diese Maßnahmen zu ergreifen. Eine sehr viel tiefer gehende Abhandlung über die Forschung und die Bedenken bezüglich Zinkoxid ist auf unserer Just Paint Website verfügbar, “Zinc Oxide – Reviewing the Research,” als auch eine vollständige “Zinc Oxide: FAQ.”
Das Problem in Kürze
Ganz grundlegend besteht das Problem mit Zinkoxid darin, dass es sich um ein hoch reaktives Pigment handelt, das in Kontakt mit freien Fettsäuren, die in trocknenden Ölfarben zu finden sind, Seifen bildet. Dies kann zu Haftungsproblemen führen, während seine einzigartige kristalline Struktur das volle Aushärten einer Ölfarbschicht zu beeinträchtigen oder unterbrechen scheint, so dass sie geschwächt wird und anfälliger für die Bildung von Rissen ist. Während die beteiligten Mechanismen erst jetzt voll verstanden werden, ist mindestens seit dem späten 19. Jahrhundert bekannt, dass Zink dazu neigt, diese Probleme zu verursachen. Warum diese Probleme heute auf einmal dringlicher sind, ist teilweise Thema dieses Artikels und kommt später zur Sprache. Für den Augenblick reicht es, diese allgemeine Beschreibung zu kennen.
Einschränkung der Probleme bei Acryl- und Aquarellfarben
Es muss betont werden, dass die Probleme von Versprödung im Zusammenhang mit Zinkoxid nur auf Öl- und Alkydfarben beschränkt sind. Es gibt keine Belege für ähnliche Probleme bei der Verwendung von Zink in Farben auf Wasserbasis, wie Acryl- oder Aquarellfarben, bei denen es eine stabile Schicht bildet. Es ist allerdings nicht bekannt, ob die Verwendung von Zink in einem dieser Systeme als Untermalung für Ölfarben sicher wäre. Es wurde schlicht noch nicht untersucht, wir haben jedoch mit Langzeittests in diesem Bereich begonnen. Daher empfehlen wir, Zinkoxid niemals in einem Material zu einzusetzen, das direkt unter Ölfarben verwendet wird. Dies schließt nicht nur Farben auf Wasserbasis ein, sondern alle Grundierungen, Malgründe und sogar Verbundmaterialien, in denen Zinkoxid als Komponente aufgeführt sein könnte oder bei denen es als Anti-Korrosionsbeschichtung eingesetzt wurde, wie zum Beispiel bei galvanisiertem Material.
Die Geschichte der Probleme mit Zinkoxid und Ölfarben bei GOLDEN
GOLDEN hatte nach der Übernahme von Williamsburg Handmade Colors Mitte der 2010er Jahre zunehmend mit den Problemen rund um Zinkoxid und Ölfarben zu tun. Zu dieser Zeit gab es nur eine Handvoll moderner Konservierungsstudien, die sich auf die Sprödheit von Zinkoxid konzentrierten, obwohl das Thema ab 2007 zunehmend Aufmerksamkeit auf sich zog, als eine über 28 Jahre durchgeführte Studie von Marion Mecklenburg, Senior Research Scientist beim Smithsonian Institute, veröffentlicht und diskutiert wurde (Mecklenburg 2005, 2007). Nach Beratung mit Mecklenburg und anderen Kollegen auf diesem Gebiet wurde vorgeschlagen, dass eine Reduzierung des Anteils von Zink, wo immer dies möglich ist, das Gesamtrisiko verringern und das Verhalten verbessern sollte. Es gab zwar niemals einen Beleg für einen bestimmten „sicheren Anteil“, den man verwenden konnte, uns und anderen wurden jedoch 15 % als vernünftiges Ziel vorgeschlagen. Wir setzten dies fast sofort um, natürlich mit der Ausnahme von Zinkweiß selbst. Mit diesen neuen Formeln begannen wir bald längerfristige kontrollierte Tests, bei Ölfarben kann es jedoch bis zum Auftreten selbst anfänglicher Ergebnisse, die wir zur Beurteilung unserer Entscheidungen heranziehen könnten, leider viele Jahre dauern.
Ein vorsichtiger Schritt nach vorne
Wie bereits erwähnt, waren die Hauptprobleme der Versprödung und Rissbildung im Zusammenhang mit Zinkoxid seit dem 19. Jahrhundert wohl bekannt. Diese Aspekte selbst waren also nicht wirklich neu und die Forschung, die sie bestätigte, nicht sonderlich alarmierend. Es wurde jedoch lange Zeit von den meisten Künstlern und Forschern angenommen, dass die Hinzugabe kleiner Mengen nicht nur sicher sei, sondern auch eine erwünschte und positive Rolle spielen könne, eine Einstellung, die sogar heute noch eine breite und überzeugte Anhängerschaft findet. Selbst Mecklenburg, die häufig auf die Probleme mit Zink hinweist, sagte, „es ist durchaus sinnvoll, ein wenig Zinkoxid-Pigment zum Titanoxid hinzuzufügen, um der Mischung etwas Festigkeit zu verleihen“ (2005, S. 18). Vor diesem Hintergrund müsste jede neue Studie oder eine plötzliche Änderung der Empfehlungen den Widerstand von beinahe 150 Jahren Praxis, gestützt von umfangreichen empirischen Beweisen, überwinden. Es war und ist eine sehr hohe Hürde, die es zu überwinden gilt, und wir sind der Ansicht, dass man den Umsturz jeder langjährigen Praxis sehr vorsichtig angehen sollte. Dennoch haben wir nach sorgfältigem Abwägen vieler Beweise in den letzten 7 Jahren beschlossen, beinahe sämtliches Zinkoxid aus unserer Produktlinie von Williamsburg Oils zu entfernen. Dies bedeutet zwar eine wesentliche Veränderung, wir glauben jedoch, dass es die richtige Entscheidung ist. Im Folgenden beschreiben wir die spezifischen Änderungen, die Sie feststellen werden.
Entfernung von Zinkoxid aus allen Farbmischungen
Seit Februar 2018 haben wir Zinkoxid (PW 4) aus allen Farbmischungen entfernt und es durch Titanoxid (PW 6) ersetzt sowie jede Mischung sorgfältig neu zusammengestellt, damit sie den ursprünglichen Mischungen so ähnlich wie möglich sind. Die einzige Ausnahme ist Zinc Buff Yellowish, das wir nicht zufriedenstellend angleichen konnten und das daher leider aus dem Programm genommen wird. Obwohl beinahe alle diese Farben seit 2010 maximal 15 % Zinkoxid enthielten, sind die neuen zinkfreien Versionen bei einer breiteren Palette von Anwendungen sicherer im Einsatz, wobei die Veränderungen in Farbe, Anmutung und Verarbeitung minimal sind. (Tabelle 1)
Zinc-White (Zinkweiß) und Titanium-Zinc White (Titan-Zinkweiß)
Unsere Farbmischungen waren eine Sache, Zink- und Titan-Zinkweiß stellten uns vor ganz andere Probleme. Beide sind auch weiterhin für viele Künstler, die sie über viele Jahrzehnte vorsichtig und ohne Zwischenfälle eingesetzt haben, bedeutende und wichtige Farben. Zudem hat Zink einzigartige Eigenschaften, die nicht so einfach zu ersetzen sind. Daher fanden wir es in dieser Phase, während die Forschung noch läuft und oft uneindeutig ist, wichtiger, Künstler über die bekannten Risiken der Verwendung von Zinkoxid aufzuklären, als es vollständig aus unserem Angebot zu nehmen. Die Situation ist ähnlich wie bei anderen Künstlermaterialien, zum Beispiel Kaninchenhautleim oder Alizarinrot, die sogar noch länger verwendet wurden, obwohl sie mit gleichermaßen bekannten Problemen in Zusammenhang stehen.
Derzeit bemühen wir uns darum, Künstlern Zink- und Titan-Zinkweiß auch weiterhin anzubieten, verkaufen sie allerdings nur in 150-ml-Tuben. Zudem stellen wir unser Silver White und SF Silver White (Leinöl- und Färberdistelöl-Versionen einer Bleiweiß-Zinkoxid-Mischung) sowie das SF Titanium-Zinc auf Färberdistelöl-Basis ein. Indem wir die Anzahl der zinkhaltigen Produkte sowie die Verpackungsgrößen stark einschränken, hoffen wir, die unbedachte und unbeabsichtigte Verwendung von Zinkoxid zu reduzieren, es aber nach wie vor für jene verfügbar zu machen, die es wirklich möchten und sich der damit verbundenen Risiken bewusst sind.
Neue Etiketten
Die 150-ml-Tuben Zinc White und Titanium-Zinc White werden mit einer neuen Warnung auf der Vorder- und Rückseite versehen, die klar besagt: „Zinkoxid wird mit der Versprödung und Rissbildung von Ölfarben in Verbindung gebracht“ (Abbildung 1). Durch die auffällige Platzierung der Warnung auf der Vorderseite in mehreren Sprachen hoffen wir, eine gut sichtbare und deutliche Aussage zu machen, die Künstlern die Probleme mit Zink bewusst machen kann. Außerdem werden wir die Menschen dazu ermuntern, unsere Website zu besuchen, wo sie weitere Informationen über bewährte Praktiken und einen umfassenden Abschnitt mit häufig gestellten Fragen vorfinden.
Testing and Research
Tests und Forschung
Die aktuelle Literatur zur Konservierung ist zu umfangreich, um sie hier vollständig zusammenzufassen. Referenzen zu einigen der wichtigsten Arbeiten finden sich in der Bibliografie am Ende. Unser Online-Artikel „Zinkoxid – ein Forschungsüberblick“ bietet einen umfassenderen Überblick über die neueren Studien bei JustPaint.org.
Einige zwischen 2000 und 2007 verfasste Artikel zur Konservierung erwähnen Zinkoxid zwar, die meisten befassen sich jedoch mit Metallseifen und deren Fähigkeit, mobile Aggregate oder Ausblühungen auf Oberflächen zu bilden, wobei vor allem Bleiseifen im Mittelpunkt stehen. Die wichtigste Ausnahme darunter war eine Reihe von Artikeln von Marion Mecklenburg innerhalb dieses Zeitraums über die wechselnden mechanischen Eigenschaften verschiedener Ölfarben, in denen Zinkoxid durchgehend als Beispiel für eine äußerst spröde Farbschicht hervorgehoben wurde, die strukturelle Probleme verursachen kann (2005, 2007). Diese Versprödung kann sich innerhalb von gerade einmal drei Jahren entwickeln und wurde sogar dann festgestellt, wenn Zink mit anderen Pigmenten gemischt wurde. Neben der Rissbildung legte Mecklenburg außerdem dar, dass Schichten mit beträchtlichen Mengen Zink sich von Acryluntergründen abzulösen drohten. Ab 2010 begannen andere Studien (Maor, Rogala, Osmond) auf dieser Arbeit aufzubauen, und die ursprünglichen Erkenntnisse, die sich auf kontrollierte Laborproben konzentriert hatten, fanden eine häufige und sehr überzeugende Bestätigung in Fallstudien zu bestimmten Werken sowie in breiter angelegten Untersuchungen von Museumssammlungen, in deren Mittelpunkt Gemälde aus der Mitte des 20. Jahrhunderts standen. Forscher fanden wiederholt starke Zusammenhänge zwischen der Verwendung von Zinkoxid und Bereichen abblätternder, rissiger und sich ablösender Farbe Jahrzehnte später. Parallel zu diesem zunehmenden Interesse innerhalb der Konservierungsgemeinschaft fand die Forschung schließlich ein wachsendes Publikum unter Künstlern, Diskussionsforen und Herstellern (O‘Hanlon 2007).
Wie bereits erwähnt, begannen wir mit unserer eigenen Forschung erst spät im Jahr 2010, mit unseren Anfängen in der Ölfarbenherstellung, und beschäftigten uns dabei hauptsächlich mit Tests unserer Farben bei der Anwendung auf Leinwand, Drawdown-Karten, Polyesterfilm und vorbehandelten Aluminiumplatten. Die Tests reichten vom einfachen Knicken und Biegen der Karten von Hand bis hin zum kontrollierten Dornbiegetest, bei dem auf verschiedenen Oberflächen aufgetragene Farbe über einen Stift oder einen Kegel gebogen werden kann, um die Flexibilität zu messen. (Abbildungen 2–4) Wie andere Forscher fanden wir heraus, dass die große Mehrheit der zinkhaltigen Farben mit dem Alter messbar spröder wurden, es gibt jedoch Ausnahmen, und damit werden mehr Zeit und mehr Variationen in der Zusammenstellung und Anwendung von Farben erforderlich sein. Insgesamt sind sieben Jahre eine ziemlich kurze Zeit für eine derartige Studie und wir erwarten, dass der Versprödungsgrad mit der Zeit zunehmen wird.
Letztlich waren die Ergebnisse unserer eigenen Tests, provisorisch wie sie waren, sowie die zunehmende Konservierungsliteratur über Zink für uns überzeugend genug, um Zinkoxid aus den meisten unserer Farben zu entfernen und Künstler besser über das Risiko der Verwendung zinkhaltiger Farben zu informieren.
Wie genau bewirkt Zinkoxid die Rissbildung?
Die tatsächlichen Mechanismen, die dazu führen, dass Zink Farben spröde macht und für ein hohes Risiko der Rissbildung oder Ablösung sorgt, werden noch erforscht, aber es entsteht bereits ein grober Eindruck. Die meisten Ölfarben bilden beim Aushärten ein komplexes Netz miteinander verwobener und querverbundener Ketten von Fettsäuren. Man nimmt an, dass die spezielle kristalline Struktur von Zinkoxid diesen Prozess behindert. Seine steifen und plattenartigen Schichten liegen dicht beieinander und scheinen ungesättigte freie Fettsäuren einzuschließen und sie so daran zu hindern, zu oxidieren und sich zu vernetzen. Sie sind im Grunde von der Möglichkeit abgeschnitten, sich mit dem Rest des Polymernetzes zu verbinden. Dadurch bleibt die Farbschicht strukturell zerbrechlich, mit harten und spröden Formationen, die nur schwach miteinander verbunden sind. Dadurch neigen die zinkhaltigen Farben stark zur Rissbildung sowie zu einer Spaltung innerhalb einer Schicht, wobei eine einzelne Farbschicht sich in zwei auftrennt, im Gegensatz zur Trennung von einer darunterliegenden Farbschicht.
Schließlich ist Zinkoxid auch ein äußerst reaktives Pigment, das aus den Fettsäuren in trocknenden Ölfarben schnell Metallseifen bildet, ein Vorgang, der als Verseifung bezeichnet wird. Diese Seifen bergen zweierlei Gefahren. Sie können Agglomerate oder Pusteln bilden, die das Erscheinungsbild eines Gemäldes beeinträchtigen, indem sie beweglich werden und durch die Oberfläche brechen. Darin sind sie den Bleiseifen nicht unähnlich, die vergleichbare Probleme aufgewiesen haben, jedoch über einen längeren Zeitraum. Noch wichtiger ist, dass diese Seifen sich bevorzugt an den Berührungsstellen zwischen Farbschichten oder zwischen Farbe und Malgrund anzusammeln scheinen und daher mit Ablösung und Abschälen von Farbschichten verbunden sind. (Osmond, Rogalla)
Pros
Härtere Farbschichten
Zinkweiß wurde häufig zu anderen Farben hinzugefügt, um für eine härtere Farbschicht zu sorgen, die weniger anfällig für Beschädigungen ist, insbesondere bei Farben, die bekanntermaßen weiche Farbschichten bilden, wie Titanweiß, oder die im Außenbereich besonders witterungsempfindlich sind. Dies wird in der kommerziellen Literatur von den Herstellern von Zinkoxid zu dieser Zeit wiederholt erwähnt und hervorgehoben. Diese Verwendung setzt sich bis heute fort.
Einfache Vermahlung und Pigmentverteilung
Die reaktive, seifenbildende Natur von Zink ermöglichte eine einfachere und effizientere Verteilung und Durchnässung von Pigmenten, insbesondere solcher, die anderenfalls schwer zu vermahlen sein können. Aufgrund dessen ist, wenn Zinkoxid aus einer Mischung entfernt oder der Anteil stark reduziert wird, in der Regel ein zusätzliches Vermahlen und zusätzlicher Aufwand erforderlich, um dieselbe Farbentwicklung zu erzielen. In der Vergangenheit wurden gewöhnlich Zinkstearate als Verteilungsmittel für kommerzielle und Künstlerfarben verwendet.
Weniger Vergilben
Zinkoxid reduziert den Grad des Vergilbens erheblich, das im Zusammenhang mit anderen Pigmenten wie Blei- oder Titanweiß auftritt, sowohl in Form des permanenten Vergilbens, das mit der Alterung zusammenhängt, als auch in Form des eher temporären dunklen Vergilbens. Diese Eigenschaft wird nach wie vor von Farbherstellern genutzt und ist sicherlich einer der Gründe – zusammen mit der Härtung der Farbschicht – warum die Kombination von Titanweiß mit einem geringen Anteil an Zinkweiß zu den beliebtesten Mischungen zählt.
Weitere Vorteile bei kommerziellen Farben
Eine Reihe weiterer Vorteile war in erster Linie für die kommerzielle Fassadenfarbenindustrie wichtig und hatte wenig mit Künstler-Ölfarben an sich zu tun. Dazu zählen seine Fähigkeit, Schimmel zu entfernen, in Dosen vertriebene Fassadenfarben zu stabilisieren und für Abwaschbarkeit, Abriebfestigkeit sowie Feuchtigkeits- und UV-Schutz zu sorgen. Durch den breiten Einsatz von Zinkoxid in kommerziellen Farben zumindest in den 1950er Jahren war es nur eine Frage der Zeit, bis viele dieser Produkte auch von Künstlern verwendet würden, die an industriellen Materialien interessiert waren oder einfach nach preisgünstigeren Alternativen in größeren, praktischeren Verpackungsgrößen suchten. Die beiden Gebiete sind also nicht völlig voneinander getrennt und ein großer Teil der aktuellen Forschung zu Konservierung und Künstlermaterialien baut auf der anfänglichen Forschungsliteratur auf, die von der kommerziellen Beschichtungsindustrie erstellt wurde.
Zwischen Pro und Contra
Transparenz
Während die höhere Transparenz von Zink manchmal als Problem angesehen wurde, insbesondere in kommerziellen Anwendungen, bei denen Opazität und Deckkraft entscheidend waren, war dies auch eine Eigenschaft, die viele Künstler schätzten, da sie reinere, weniger kalkige Farbtöne ermöglichte. Es konnte auch zur Modifizierung der extremen Opazität von Titan verwendet werden, um ein allgemeineres Weiß zum Mischen zu schaffen.
Langsames Trocknen
Ob langsames Trocknen ein Vorteil oder ein Nachteil ist, hängt davon ab, was man möchte. Für einige Künstler war die verlängerte Offenzeit auf jeden Fall hilfreich und gefragt, da sie Nass-in-nass-Mischungen erleichterte und längere Malsitzungen ermöglichte. Bei kommerziellen Farben wurde diese Eigenschaft jedoch als Problem angesehen, und für Künstler konnte sie den Auftrag mehrerer Schichten sehr viel komplizierter machen.
Contras
Spröde Farbschichten
Während die Schaffung einer härteren Oberfläche zu den Vorteilen gezählt wurde, ist diese Eigenschaft jedoch auch unvermeidbar mit der größten Schwäche verbunden: der Erzeugung sehr spröder Farbschichten. Von allen Arten von Weiß ist Zinkoxid die am wenigsten flexible und neigt am meisten zu Rissbildung und Ablösung. Diese Probleme können durch interne Belastungen innerhalb des Gemäldes ebenso hervorgerufen werden wie durch externe, die durch Biegen, Knicken, Dehnen, Schwingungen, Erschütterungen oder starke Veränderungen in den Umgebungsbedingungen verursacht werden.
Meist wird die Flexibilität einer Farbe durch Spannungs-Dehnungs-Diagramme dargestellt, in denen der Prozentsatz der Dehnung entlang der X-Achse und die zur Erzeugung dieser Bewegung erforderliche Kraft entlang der Y-Achse angezeigt wird. Die absolute Mindestdehnung, die ein Künstlermaterial vertragen können sollte, wird allgemein mit einem halben Prozent (0,5 %) angegeben. Wie aus dem folgenden Diagramm hervorgeht, erreicht Zinkoxid nicht einmal diesen Prozentsatz. Dabei sollte man bedenken, dass Titanweiß nur geringfügig besser abschneidet, während Bleiweiß eindeutig die flexibelste Option ist. (Grafik 1)
Reaktivität und Metallseifen
Wie bereits an anderer Stelle beschrieben, ist Zinkoxid stark reaktiv und bildet schnell Metallseifen aus den freien Fettsäuren in Ölfarben. Diese Seifen sammeln sich offenbar an den Berührungsflächen zwischen zwei Farbschichten oder zwischen der Farbe und dem Malgrund an, wo sie Probleme mit der Haftung verursachen können. Außerdem können Zinkseifen langfristig mobile Aggregate bilden, die zur obersten Schicht wandern und dort Brüche und hässliche Flecken bilden.
Bewährte Praktiken
Bewährte Praktiken zu finden, ist aus mehreren Gründen schwierig. Zunächst ist es unmöglich, vorherzusagen, wie sich ein bestimmtes Gemälde verhalten wird, insbesondere unter Berücksichtigung unseres derzeitigen Verständnisses und der Komplexität der Probleme. Zweitens hat die derzeitige Konservierungsforschung keinen sicheren Zinkanteil gefunden oder sich auf alle Faktoren geeinigt, die die Gefahr von Rissen und Ablösung verringern könnten. Was bleibt, ist daher zweifellos sehr vage und allgemein.
Um die mit der Verwendung von Zinkoxid verbundenen Probleme einzuschränken, würden wir Folgendes empfehlen:
- Verwenden Sie Zink sparsam und nur, wenn es wirklich nötig ist.
- Verwenden Sie es nicht in Untermalungen oder tieferen Schichten.
- Tragen Sie es dünn auf. Tragen Sie keine dicken Schichten auf.
- Vermeiden Sie ein Dehnen, Biegen oder Knicken der Oberfläche.
- Beschränken Sie Transporte so weit wie möglich aufgrund der Gefahr von Schwingungen, plötzlichen Erschütterungen durch Herunterfallen oder extremen Veränderungen in den Umgebungsbedingungen.
- Schützen Sie die Gemälde vor Druck von hinten durch eine Rückwand. Schützen Sie entsprechend auch die Vorderseite durch Verwendung eines Transport- oder Versandrahmens.
- Halten Sie die Umgebung des Gemäldes so stabil wie möglich, mit ähnlichen Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsbereichen, wie sie für Museen und Galerien empfohlen werden, also 16–25°C (60–77°F) und 40–60 % RH.
- Arbeiten Sie auf einem starren Untergrund, idealerweise auf einem, der nicht auf Feuchtigkeit und Temperatur reagiert, beispielsweise eine Aluminium-Verbundplatte.
Überblick
Die Entfernung von Zinkoxid aus 13 Farbmischungen sowie die Einstellung 4 weiterer ist eine große Veränderung und nichts, was wir leichtfertig getan hätten. Obwohl die mit Zink verbundenen Probleme seit über einhundert Jahren bekannt sind, verstehen Forscher erst jetzt die Risiken in vollem Umfang, selbst mit Zinkanteilen, die einst als sicher galten. Für viele Maler kann dies zu neuen Bedenken bezüglich Kunstwerken führen, die sie erstellt haben, und Farben, die sie gekauft haben. Wir verstehen das und versuchen, uns mit beiden Themen in der „Auswahl häufig gestellter Fragen“ (Seite 6) zu beschäftigen. Zugleich möchten wir nicht vollständig auf Zinkoxid verzichten, da es Vorteile bietet, die sich nicht so einfach ersetzen lassen, die Forschung noch nicht abgeschlossen ist und entscheidende Fragen noch unbeantwortet sind. Aus diesem Grund bieten wir weiterhin unser Zinc White und Titanium-Zinc White in größeren Tuben an, jedoch mit neuen Warnhinweisen, die deutlich angeben, dass Zinkoxid mit der Rissbildung und Spaltung von Farbschichten in Zusammenhang gebracht wurde. Wir unternehmen diesen letzten Schritt, weil wir der festen Ansicht sind, dass Künstler über die Risiken der Verwendung von Zink vollständig informiert sein sollten, aber dennoch die Möglichkeit haben sollten, es selbst zu verwenden. In Zukunft werden wir mehr wissen – ob es sichere Zinkanteile gibt oder zumindest sicherere Anwendungsmethoden.
Bis dahin werden wir die Forschung weiterverfolgen und unsere eigenen Studien durchführen, um Ihnen diese Informationen zur Verfügung stellen zu können. In der Zwischenzeit können Sie uns bei Fragen oder Bedenken unter (([email protected] oder telefonisch unter 607-847-6154 / 800-959-6543 erreichen)).
Ausgewählte Literatur
Church, A.H. (1890) The chemistry of paints and painting, London, Seeley and Co., Limited
Maor, Yonah, (2008) Delamination of Oil Paint from Acrylic Grounds, Masterarbeit, Queen’s University, Canada [online] Verfügbar unter: http://www.collectionscanada.gc.ca/obj/thesescanada/vol2/OKQ/TC-OKQ-1487.pdf [Zugriff 21.12.2017]
Mecklenburg, Marion F. (2007) Determining the Acceptable Ranges of Relative Humidity and Temperature in Museums and Galleries, Part 2, Structural Response to Temperature, Museum Conservation Institute [online] Verfügbar unter: https://repository.si.edu/handle/10088/7055 [Zugriff 21.12.2017]
Mecklenburg, M.,Tumosa, C. S., Erhardt, D. (2005) The changing mechanical properties of aging oil paints. In: Materials Issues in Art and Archaeology, vol. 7. Materials Research Society Symposium Proceedings 852, Hg. P. B. Vandiver, J. L. Mass und A. Murray. Warrendale, PA: MRS. 13–24.
O’Hanlon, G., (2007) Zinc White: Problems in Oil Paint, Natural Pigments, [online] Verfügbar unter: https://www.naturalpigments.com/art-supply-education/zinc-white-oil-paint-color/ [Zugriff 21.12.2017]
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